Leben/Gesellschaft

Axels Terrasseneintopf: Pflege des Glücks - von Klee bis Moos

Das neue Jahr ist noch jung, all die guten Vorsätze sind trotzdem schon kaputt, es bleibt nur mehr die Frage: Wie können die Silvester-Glücksstöckerl überleben? Die Frage wirkt nur auf den ersten Blick banal, auf den zweiten eröffnet sich dem Betrachter dahinter die tiefe Bedeutung des Umgangs mit geschenktem Glück. Was sagt es über einen Menschen aus, wenn er Glücksklee verkommen lässt? Für Balkongärtner und Terrassengärtnerinnen wiegt dieses Dilemma noch schwerer: Wenn wir das erste Topferl des Jahres nicht retten, wie soll 2019 dann ein gutes Garteljahr werden?

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Dabei lassen sich aus den nebenbei gekauften und noch nebenbeier verschenkten Stöckerln oft passable Zimmerpflanzen machen. Der verräumte Weihnachtsschmuck hinterließ ohnehin Deko-Lücken.

Zu allererst muss man das Grün benennen können, leider fehlt auf den Töpfen oft die Information, wie unser Glück eigentlich heißt. Und auch, wenn das Grün (wegen des immer gleichen Rauchfangkehrerschweinschwammerl-Plastikkitschs) immer gleich aussieht, braucht es unterschiedliche Pflege, ist ja nicht jedes Glück gleich. Die Moose etwa gelten zwar als die genügsamsten Kerle im Pflanzenreich, aber sie brauchen a) ausreichend Wasser, das b) so zugeführt werden muss, dass sie es aufnehmen können.

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Moose haben keine echten Wurzeln, man muss sie besprühen, um für Luftfeuchtigkeit zu sorgen (die ist in zentralüberheizten Wohnungen oft entsetzlich niedrig). Es bietet sich das Bad an, möglichst hell bitte, im Frühjahr darf das Moos nach draußen, nächstes Jahr ist es dann auch winterhart.

Das wäre auch der Klee auf unseren Wiesen, aber der fällt wegen notorischer Dreiblättrigkeit beim Glücksbringer-Aufnahmetest durch. Der Glücksklee (mit dem wunderbaren lateinischen Namen Oxalis tetraphylla) hingegen verträgt unseren Frost nur bedingt, weil er aus Mexiko stammt (wie so viele Zimmerpflanzen). Die mehrjährige Zwiebelpflanze darf daher im Sommer raus, im Winter eher nicht.

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Die Kleezwiebel ist zwar essbar, aber wenig ergiebig. Lohnender ist daher, sie in die Erde zu stecken und der unterirdischen Vermehrung zu harren. Braucht man nächstes Jahr keine Glücksbringer kaufen, kann man die eigenen nehmen, das hässliche Plastikschweinderl kann man auch nachzeichnen. Bis dahin drehen sich die Blätter immer mit der Sonne und schließen sich in der Nacht.

Wie viel Wasser?

Die wirklich ernüchternde Wahrheit über den Glücksklee ist allerdings, dass er gar nicht vierblättrig ist. Botanisch korrekt muss man von einem einzigen, wenn auch vierteiligem Blatt sprechen. Aber Glück braucht eben auch Unschärfen.

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Am möglichst hellen, aber keinesfalls zu warmen Standort gehört der Klee dann mäßig gegossen, die Erdoberfläche soll immer wieder antrocknen. Im Mai blüht er dann draußen (am besten Halbschatten) und da sieht man dann deutlich, dass Glücks- und Wiesenklee nur sehr entfernt verwandt sind. Der Mexikaner entwickelt zwar auch rosa Blüten, allerdings in Glockenform, nicht in den bekannten Bommeln.

Einen Boom im Glücksbringerbusiness erlebte heuer die Tillandsie. Aber dazu ein ander Mal.

axel.halbhuber@kurier.at