Leben/Gesellschaft

75 Jahre: Glückwunsch, Batman!

Erst Held in grauen Strumpfhosen, dann schwarzer Ritter in schwerer Montur – Bruce Wayne alias Batman kämpft seit 75 Jahren gegen das Böse in Gotham City. Aus diesem Anlass bieten heute ausgewählte Comic-Läden ein Gratis-Sonderheft an. Darin finden Fans auch die Geschichte mit Batmans erstem Auftritt am 30. Mai 1939. Zehn Cent kostete dieses Heft, auf dessen Cover er sich durch die Lüfte schwingt – ab 1940 gemeinsam mit seinem jugendlichen Helfer Robin. 2014 ersteigerte ein Käufer die Erstausgabe mit Batman und Robin um 1,075 Mio. Dollar (zirka 861.723 Euro).

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Für Tommy Kitzweger, Stammkunde beiComic Huttererist Batman die Antithese zu Superman. "Er hat keine übernatürlichen Kräfte, ist entstanden durch den Verlust seiner Eltern, die vor seinen Augen getötet wurden und hat sich hinaufgearbeitet zu einem Detektiv, Kampfsportler und Wissenschaftler." Als solcher entwickelte er – dank des Geldes von Wayne Enterprise, dem Konzern seines toten Vaters – Gadgets wie den Batgürtel, aus dem er Lasso, Handschellen und Fledermaus-Bumerangs zaubert. Für Harry, Besitzer des Comic-Laden"Planet Harry"ist die Trickkiste nur Nebensache: "Die Fähigkeit, die ihn am meisten ausmacht ist seine Intelligenz. Er geht keinen Gegner ohne Konzept an, er schaut, wo dessen Schwächen und Stärken sind."
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Herbert Schenner organisiert in Wien Veranstaltungen für Comic-Fans nach amerikanischem Vorbild, sogenannteConventions. Die Hefte faszinieren ihn seit seiner Jugend. "Faszinierend daran finde ich die verschiedenen Universen, die mit etwas Phantasie eigentlich auch in der Realität unserer Welt stattfinden könnten. An Batman ist das Herausragende der Umstand, dass so mancher Normalbürger mit Verstand, Disziplin und regelmäßigem Training zu Batman werden könnte." Auch Tommy Kitzweger ortet Identifikationspotenzial: "Die Menschlichkeit, mit der sich viele identifizieren können. Auch seine Verweigerung zum Gebrauch von Schusswaffen, er schießt nicht, er tötet nicht."

Fledermaus-Trauma

Wie Bruce Wayne zur Fledermaus wurde, beschäftigt sogar Wissenschaftler. Heidi Möller ist Psychologie-Professorin an der Universität Kassel und Herausgeberin eines Buchs, das sich mit den psychischen Störungen von Filmcharakteren auseinandersetzt. Sie erklärt, warum der Autor Ullrich Sachse Batman anhand des Films "Batman Begins" eine posttraumatische-Belastungsstörung diagnostiziert. "Bruce Wayne ist als kleiner Junge in einen Brunnen gefallen, in dem sich Fledermäuse aufhielten, die ihn in dieser traumatisierenden Situation furchtbar ängstigten." Noch als Erwachsener träumt Wayne von diesem Erlebnis. "Als er sich später bei einem Opern-Besuch erneut mit Fledermäusen konfrontiert wurde, drängt er seine Eltern nach draußen zu gehen. Auf der Straße werden sie von einem Unbekannten überfallen und erschossen. Dieser Vorfall führt zu einer Retraumatisierung. Bruce Wayne fühlt sich schuldig, da er den Tod seiner Eltern nicht verhinderte." Er wird mürrisch und verschlossenen. Letztlich greift er als Rächer zur Selbstjustiz und wird vom Opfer zum Täter: "Er identifiziert sich mit den Fledermäusen und bewältigt damit seine Angst."

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Ab diesem Zeitpunkt jagt er im Fledermaus-Outfit anderen Angst ein. Regisseur Christopher Nolan zeigt Batman in der Trilogie von seiner düstersten Seite. Beeinflusst von verschiedenen Comics wird Batman als gebrochener, zorniger Ritter inszeniert. Während er in der Serie aus den 1960er-Jahren mit Adam West in der Hauptrolle zur Komikfigur avancierte.

Herbert Schenner konnte sich dafür nie erwärmen: "Es war eine andere Zeit, aber zu Batman passt der zwanghafte Slapstick einfach nicht. Die Filme bis zur 'Dark Knight'-Trilogie sind nicht das Gelbe vom Ei und für einen echten Batman-Fan eher enttäuschend. Mit Christian Bale als Darsteller und Regisseur Christopher Nolan ist Batman in der Gegenwart angekommen. In den letzten Jahren ist der dunkle Ritter in den Comics immer härter geworden, was sich in den drei Filmen mit Bale wiederspiegelt. Die Joker-Darstellung von Heath Ledger ist dabei das Tüpfelchen auf dem i und wird so schnell nicht mehr erreicht werden."

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Enttäuscht ist Comic-Fan Harry davon, dass in den vergangenen Filmen das Lebemann-Image kaum rüberkommt. "Er ist ein reicher Playboy, kannte die schönsten Frauen." Auch sein Kampfsport-Repertoire bleibt – aufgrund der behäbigeren Rüstung – auf der Strecke. Noch schlimmer findet er die Filme von Regisseur Joel Schumacher. "Da darf man eigentlich nicht darüber reden. George Clooney als Batman geht gar nicht und Val Kilmer war noch schlimmer." Der beste Batman war für ihn Michael Keaton. " Obwohl er körperlich gar nicht dem entsprochen hat was Batman darstellt, war er großartig. Es waren auch die Nebencharaktere gut – Michelle Pfeiffer, beste Catwoman ever. Alles was danach kommt, war ein Abklatsch."

Die Frage des Hauptdarstellers gleicht einer Glaubensfrage: Gegen Ben Affleck, der 2016 in "Superman vs. Batman" den Flattermann spielt, gab es eine Online-Petition. Herbert Schenner stört nicht nur Affleck als Batman: "Der Titel ist nicht gut gewählt, da die beiden zum einen Freunde sind und des Weiteren der Kräfteunterschied zu eklatant ist. Da dürfte auch der Kryptonit Ring nicht viel daran ändern, den Superman für einen eventuellen Amoklauf von ihm, an seinen Freund Bruce übergeben hat." Comic-Fan Kitzweger, ebenfalls Michael Keaton-Fan, will dem neuen Batman aber eine Chance geben. "Ich war von Affleck nicht begeistert, weil er in Daredevil schon eine Comic-Figur vergeigt hat. Aber die ersten Bilder vom Set, wo er das Cape trägt, sehen nicht so schlecht aus."

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