Kultur

Zwei Millionen für Hartmann vom Salzamt?

Die nächste – logische – Eskalationsstufe im Konflikt zwischen dem Burgtheater und seinem fristlos entlassenen Exdirektor Matthias Hartmann: Die Anwälte HartmannsGeorg Schima und Katharina Körber-Risak – haben Klage gegen die Entlassung bei Gericht eingebracht. Aus der Sicht der Anwälte ist die Entlassung formal wie inhaltlich zu Unrecht erfolgt, also nicht gültig, also Hartmann noch Burgdirektor, also als solcher zu bezahlen.

Die aktuellen Forderungen Hartmanns an die Burg betragen 147.801 Euro. Kommt es zu keiner Einigung, würden bis zum Ende seines ursprünglichen Vertrags Ende August 2019 knapp zwei Millionen (Intendantengehalt plus Gage für drei Inszenierungen pro Jahr) zusammenkommen, rechnen die Anwälte vor.

Entlassung ungültig?

Interessanter Weise unter einem Gemälde mit dem Titel "Der Falschspieler mit dem Karo-Ass" sitzend, erläuterten Schima und Körber-Risak in ihrer Kanzlei ihre Sichtweise. Demnach sei Hartmanns Entlassung formal ungültig, da laut Hartmanns Vertrag ihn nur der Bundeskanzler abberufen könne, was dieser nicht getan habe (sondern der Burg-Aufsichtsrat auf Initiative von Kulturminister Ostermayer).

Aber auch inhaltlich sei die Entlassung nicht gerechtfertigt. Eine detaillierte Begründung der Entlassung liege zwar noch nicht vor, aber der geäußerte Vorwurf, Hartmann habe von Misswirtschaft und Liquiditätsproblemen an der Burg gewusst und zu wenig dagegen unternommen, stimme nicht.

Hartmann, sagen seine Anwälte, habe bereits Anfang 2011 den Theatermanager Peter Raddatz mit der Durchleuchtung der Burg-Finanzen beauftragt. Und Raddatz betont in einer eidesstattlichen Erklärung, dass er den Bundestheater-Holdingchef Georg Springer bereits im Juni 2011 darüber informiert habe, dass das Burgtheater einen Schuldenberg von mehr als 13 Millionen Euro vor sich herschiebe. Raddatz sagt, er habe Springer darauf aufmerksam gemacht, dass die Burg "eigentlich insolvent" sei, bekam aber zur Antwort, die Liquidität des Hauses werde über das "Cash-Pooling" der Holding (gemeint sind möglicherweise Geldmittel von Staats- und Volksoper) sichergestellt.

Hartmann, erklärt sein Anwalt Schima, habe immer wieder die Eigentümer über die prekäre Lage des Hauses informiert, sei aber "auf geradezu Herzmanovsky-Orlando’sche Weise zum Salzamt geschickt worden". Sprich: Nicht gehört worden.

Viel Geld

Interessant ist die Zusammensetzung von Hartmanns finanziellen Forderungen. Da sind einmal 147.801 Euro. Sie setzen sich zusammen aus dem offenen Regie-Honorar (54.801 Euro) für "Spatz und Engel" (das war ein Liederabend, der kaum der Regie bedurfte – Hartmann argumentiert, er habe dafür bei einer anderen Arbeit auf Gage verzichtet). Und aus 93.000 Euro für Vorbereitungsarbeiten vor Hartmanns Amtsübernahme. Wo dieses Geld liegt (auf einem Burg-Konto oder bei der Ex-Geschäftsführerin?) ist unklar. Weiters gibt es Ansprüche auf Urlaubsabgeltung.

Zum zweiten fordert Hartmann eine "Kündigungsentschädigung" von drei Monatsgehältern (in Summe 48.547 Euro). Und drittens rechnen die Anwälte bis 2019 Gesamtforderungen in Summe von knapp zwei Millionen Euro hoch.

Bernhard Hainz, Anwalt des Burgtheaters, sprach in einer ersten Reaktion von "Vernebelungstaktik".

Ob Hartmann das Angebot seiner Nachfolgerin Karin Bergmann, sein eigenes Stück "Der falsche Film" doch noch zu inszenieren, annimmt, ist offen. Neue Gagen würden nämlich seine Forderungen reduzieren.

Der KURIER lässt die Burgtheater-Finanzaffäre um die entlassene Vizedirektorin Silvia Stantejsky Revue passieren – anhand ausgewählter Zitate: