Zuhause bei Familie Weltstar: So war die Online-Gala für die New Yorker Oper
Von Georg Leyrer
Man mag, man kann sich gar nicht vorstellen, was man für ein derartiges Galakonzert zahlen müsste. Renée Fleming, Jonas Kaufmann, Roberto Alagna, Günther Groissböck, Piotr Beczala, Bryn Terfel, Diana Damrau, Joyce di Donato, Anna Netrebko, alle innerhalb eines mehrstündigen Konzerts: Man kann mit Fug und Recht behaupten, dass es Derartiges noch nie gegeben hat.
Es wäre unerschwinglich. Es ist aber auch ein Zeichen der Zeit, dass sich in die Freuden des Opernfanherzes angesichts dieser Namen gleich Bitterkeit mischt. Denn dieses stardurchsetzte Mega-Ensemble sang und spielte (und blödelte) nicht aus glorreichem Nichtsnutz heraus, sondern um die Metropolitan Opera in New York, eines der wichtigsten Häuser der Welt, zu unterstützen. Nein: zu retten. Denn dort fehlen 60 Millionen Dollar Einnahmen. Corona ist ein Kulturfeind.
Sing’ in die Pfeffermühle
Also versammelten sich die Opernstars, wie man das derzeit eben tut: Indem sie einander nicht trafen. Sondern, am Samstagabend aus ihren eigenen Wohnzimmern und Musizierzimmern, vor Bücherregalen und Terrassentüren, vor Klavieren und weißen Wänden, sangen, was das Zeug hielt.
Man erwartete, dass jeden Moment eine Katze durchs Bild laufe. Oder Kinder in die Arie hineinplatzen.
Die Gala – jeder sang live und übergab an den nächsten – wurde im Internet übertragen. Es war ein eigenartiges Gefühl: Übergroß, fast weltfern sind Opernstars sonst, hier war man bei ihnen zu Hause, als wäre man Gast der Familie. Das Servierte war sympathisch, improvisiert, oftmals lustig, oftmals berührend.
Hat Alagna echt in eine Pfeffermühle gesungen? Und man weiß jetzt auch: Selbst im größten Wohnzimmer ist nicht genug Platz für die großen Emotionen der Oper.
Es war ein tolles Event. Und man hofft, dass es nie wieder nötig sein wird.