Kultur

Abschied mit Kraft und Taschentuch

Bei der Präsentation des heurigen "Young Directors Project powered by Montblanc" der Salzburger Festspiele waren alle Beteiligten auffallend fleißig bemüht, einander zu loben. Sowohl Festspielpräsidentin Helga Rabl-Stadler als auch Lutz Bethge, Chef der Montblanc Kulturstiftung, priesen die 13-jährige Erfolgsgeschichte des von Jürgen Flimm erfundenen Regie-Wettbewerbs und die gute Zusammenarbeit.

Nur der recht genervt wirkende Schauspielchef Sven-Eric Bechtolf wollte bei so viel Idylle dann doch nicht mitmachen und spöttelte: "Das Staatstragende wurde jetzt sehr schön gesagt." Was ihm prompt eine elegant, aber strafend gehobene Rabl-Stadler’sche Augenbraue einbrachte.

Das Donnerstagabend mit der Premiere des Ernst-Toller-Stückes "Hinkemann" (es geht um einen Soldaten, der im Krieg sein Geschlechtsteil und seine Würde verliert; Regie: Miloš Lolić) beginnende YDP ist nämlich das letzte. Der Sponsor Montblanc steigt aus. Bethge blieb eine schlüssige Erklärung dafür schuldig, sprach von Überlegungen, "etwas Neues" zu machen.

Bechtolf dankte dem scheidenden Partner ausdrücklich ("13 Jahre Zusammenarbeit sind nicht die Regel, sondern Ausnahme") und kommentierte das Ende so: "Es war sehr schön, nun nehmen wir die Taschentücher raus, weinen ein bisschen, und gehen weiter."

Das YDP verabschiedet sich jedenfalls mit einem bemerkenswerten, starken Programm. Der Salzburger Dichter Walter Kappacher schrieb ein Stück über Georg Trakls letzte Tage ("Abschied"), Nicolas Charaux wird es uraufführen. In Zusammenarbeit mit Studenten des Mozarteums wurden Lebensgeschichten aus der Zeit des Ersten Weltkriegs recherchiert und unter dem Titel "36566 Tage" als "begehbares Theaterstück" (Bechtolf) inszeniert und installiert. Außerdem ist das Little Bulb Theatre aus London zu Gast, welches eine humorvolle Version von "Orpheus" (Django Reinhardt ist Orpheus, Edith Piaf die Eurydike) aufführt.

Die Bilanz von 13 Jahren YDP: 51 Produktionen aus 23 Ländern wurden gezeigt. Die größte Entdeckung des Wettbewerbs: Der heute als Regie-Star geltende Alvis Hermanis.