Kultur

Will Smith über Disneys „Aladdin": „Ich bin nicht blau“

Er ist ein Hollywoodstar, der weiß, wie er sein Publikum amüsiert: Lässig betritt Will Smith in einem knallroten T-Shirt den Saal. Er setzt sein ansteckendes Dauergrinsen auf und winkt jedem Handy zu, das ihm zwecks Fotoschnappschuss vor die Nase gehalten wird. Als er in der Pressekonferenz in Berlin auf seinen hohen Sympathiewert angesprochen und gefragt wird, ob er nicht den selbsternannten Entertainer im White House ablösen wolle, schlägt er abwehrend die Hände vors Gesicht: „Ich kann mir vorstellen in einem Film Obama zu spielen – aber selbst in die Politik gehen? Nein!“

Flaschengeist

Nach dem großen Erfolg von „Aladdin“ (1992) haben die Disney-Studios ihr Zeichentrick-Märchen noch einmal verfilmt – mit menschlichen Darstellern (ab 23. Mai im Kino). Will Smith verkörpert darin den schlagfertigen Flaschengeist Dschinni, der jedem, der ihn aus der Enge der Wunderlampe zu holen vermag, drei Wünsche erfüllt. Apropos „verkörpert“. Angesprochen auf das höchst beachtliche Muskelspiel, um das ihn sogar Sylvester Stallone und Arnold Schwarzenegger beneiden könnten, meint er: „Wann immer ich als Geist aus der Flasche erscheine, bin das nicht ich, sondern ein Spezialeffekt, der zur Gänze aus den Computern kommt. Mit anderen Worten: Es sind also nicht meine eigenen Muskeln“.

Alle Inhalte anzeigen

Und der Nachsatz: „Außerdem bin ich nicht blau!“, gilt der in diversen Internet-Foren geäußerte Kritik an, dass Disney – im Bestreben, Will Smiths Starpower mit der erfolgreichen blauen Zeichentrickfigur zu verbinden – den Dschinni-Star in einigen Szenen zum Schlumpf stilisiert hätte.

Alle Inhalte anzeigen

„Mehr Toleranz“

Auf die naheliegende Frage, welchen Wunsch er sich selbst als Flaschengeist gerne erfüllen würde, meint Will Smith: „Ich bin jetzt 50 Jahre alt und da sehen meine Wünsche natürlich anders aus, als wenn Sie mich vor zehn oder zwanzig Jahren gefragt hätten. Heute wünsche ich mir vor allem, dass die Welt mehr Verständnis für die Vielfalt der Menschen zeigen würde, mehr Toleranz und Respekt. Auch in der Region, in der wir Teile des Films gedreht haben.“

Alle Inhalte anzeigen

Die Außenaufnahmen entstanden in Jordanien und Marokko. Wobei allerdings „Aladdin“ mit dem Nahen Osten so viel zu tun hat wie „König der Löwen“ mit den Natur-Dokus der „Universum“-Reihe. Denn das Bild, das sich die westliche Welt vom „Orient“ gemacht hat, entspricht eher der Märchensammlung „1001 Nacht“ als der Realität.

Auch den Aladdin samt Wunderlampe kennen wir aus „1001 Nacht“, auch wenn die Geschichte ursprünglich gar nicht dazugehörte. Der französische Orientalist Antoine Galland, der Anfang des 18. Jahrhunderts die erste Übersetzung der aus Syrien überlieferten Märchensammlung lieferte, hatte – um der Zahl 1001 näher zu kommen – auch Geschichten aus Indien und China miteinbezogen. Der jugendliche Straßendieb war nicht in der arabischen Welt beheimatet, sondern – wie es am Beginn dieses Märchens sogar erwähnt wird – in einer „großen Stadt in China“.

Ohne Zuckerguss

Das Taj Mahal dient Disney nun als Vorlage für den Sultanspalast.

„Mit den Anspielungen auf reale Schauplätze wollten wir dem orientalischen Märchen so etwas wie Authentizität geben“, betont „Aladdin“-Regisseur Guy Ritchie. „Und es war mir sehr wichtig, die von blutigen Auseinandersetzungen geprägte Realität in dieser Region nicht durch einen romantisch-orientalistischen Zuckerguss zu verharmlosen. Das wäre allzu zynisch gewesen.“

Entsprechende Mühe hat sich Guy Ritchie auch mit der Besetzung der Hauptrolle gegeben. Während Anfang der 1990er Jahre der Hollywoodstar Tom Cruise als Vorlage für den Zeichentrick-Aladdin diente, sollte die menschliche Besetzung auf Wunsch von Disney „politisch korrekt“ sein. 2000 Schauspieler sahen sich die Filmemacher an – bis endlich die Entscheidung für den in Ägypten geborenen und in Kanada aufgewachsenen Mena Massoud fiel.

Alle Inhalte anzeigen

Der Grund für die lange Suche: Der Schauspieler sollte nicht nur singen und tanzen können, sondern auch ethnische Wurzeln im Nahen Osten haben. Damit sollte eine neuerliche Debatte rund um Hollywoods Tendenz zum „Weißwaschen“ ihrer Filmhelden gar nicht erst aufkommen.