Wiener Mittelbühnen: Theaterdirektoren in gröberen Geldnöten
Von Thomas Trenkler
Tomas Schweigen vom Schauspielhaus in der Porzellangasse sagt: „Ab der Saison 2020/’21 haben wir ein Problem. Da geht es nicht mehr mit noch billigeren Bühnenbildern. Eine gleichbleibende Subvention hätte strukturelle Konsequenzen.“
Das Schauspielhaus, das in der abgelaufenen Saison knapp 21.000 Besucher zählte, bekommt seit 2009 von der Stadt 1,5 Millionen Euro und vom Bund 380.000 Euro.
Ähnlich ist die Situation im Werk X Meidling im Verbund mit dem als Gastspielhaus für die freie Szene programmierten Kellertheater am Petersplatz: Es wurde in den letzten Jahren gleichbleibend mit 1,5 Millionen Euro subventioniert. Die Zahl der Besucher hätte in der vergangenen Spielzeit eklatant von 16.000 auf 19.000 gesteigert werden können, die Auslastung liege bei 80 Prozent.
Der Rabenhof ist mit 81.556 Besuchern und einer Auslastung von über 90 Prozent kommerziell enorm erfolgreich. Ihm bleibe, sagt Direktor Thomas Gratzer, auch nichts anderes übrig. Denn der Rabenhof erhält – ebenfalls gleichbleibend seit einem Jahrzehnt – 900.000 Euro. Grazer fragt sich, wie er Neuproduktionen realisieren soll: „In Wirklichkeit stehen wir an der Wand. Mitarbeiter verlassen das Haus, weil sie zu wenig verdienen. Es muss sich etwas ändern!“
Gratzer hofft – wie auch seine Mitstreiter vom Theater an der Gumpendorfer Straße (TAG) – auf bereits vereinbarte Gespräche mit der parteifreien Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler. Es gebe, heißt es aus dem Kulturamt, die Bereitschaft wie auch den Wunsch, die Subventionen anheben zu wollen.
Monster und Würmer
Die Pläne jedenfalls klingen recht vielversprechend: Das Schauspielhaus eröffnet die Saison am 28. September mit einer Uraufführung des Duos Vegard Vinge und Ida Müller, Schweigen dramatisiert den Roman „Im Herzen der Gewalt“ von Edouard Louis, am 11. Jänner folgt das neue Stück von Thomas Köck, „Kudlich in Amerika“. Im Rabenhof bringt Christina Tscharyiski den Kurt-Palm-Roman „Monster“ mit Christoph Krutzler auf die Bühne; Ruth Brauer-Kvam und Kyrre Kvam verwandeln die Operette „Orpheus in der Unterwelt“ von Jacques Offenbach in einen irrwitzigen „Tribute to the 70’s“.
Das Werk X bringt sozialkritisches Volkstheater von Ludwig Anzengrubers „Der Gewissenswurm“ bis Peter Turrinis „Arbeitersaga“ – und das TAG startet am 19. Oktober mit einer Dorian-Gray-Überschreibung von Mara Mattuschka.