Kultur/Wiener Festwochen

Zerreißprobe: "Ganesh vs. The Third Reich"

Sie haben Courage. Sie scheuen keine Konfrontation. Und was sie zeigen, ist bis ins letzte Detail ausgeklügelt. Das "Back to Back Theatre" aus Melbourne spielt im Wiener Museumsquartier seine Produktion "Ganesh Versus the Third Reich". Ein Abend, in dem so zahlreich die makaber-schönen Mehrdeutigkeiten stecken, dass es unmöglich scheint, alle aufzuzählen.
Da ist zunächst das "Stück": Der elefantenköpfige Gott Ganesh reist 1943 nach Nazi-Deutschland, um die indische Swastika zurückzufordern. Sein Vater Vishnu droht, die Welt zu zerstören, weil die Weltzerstörer sein Symbol für Wohlergehen in ihr Hakenkreuz verwandelt haben.
Bevor sich zum Schluss Hitler in Berlin seine Armbinde mit den Worten "Es wird immer meins sein" abnimmt, landet der "Elefantenmensch" aber noch zu Versuchszwecken in Auschwitz beim "Gott in Weiß", Mengele. Erzählt wird dieser Teil der Geschichte in wunderbar märchenhaften Bilder. Als wär’s Wayang, das hinduistische Schattenspiel.

Das Stück im Stück

Eine andere Geschichte ist, dass die Darsteller des "Back to Back Theatre" – wie sie es selber nennen – "von außen wahrgenommene Behinderungen" haben: Down- oder Tourette-Syndrom, Autismus.
Und das ist, wovon sie eigentlich erzählen. Ein "Stück im Stück" über die Proben zu dieser Arbeit. Mit selbstreflektivem, schwarzem Humor machen sie sich darüber lustig, dass sie, die Opfer der "Rassenhygiene" geworden wären, jetzt auf der Bühne "Herrenmenschen" sind. Ganz großartig ist da Simon Laherty in der Doppelrolle als Jude Levi und Hitler, oder Brian Tilley als Ganesh und "Stückautor".
Die Situation entgleist.
Der "Regisseur" (David Woods als Gast) wird zum großen Diktator, tyrannisiert die Schauspieler, schlägt einen. Die Akteure denunzieren einander im Kampf um die bessere Rolle.
Das Projekt "scheitert". Realität und Fiktion verschwimmen. Und stehen bleibt die Frage, wie der Mensch mit dem Menschen umgeht.

KURIER-Wertung: ***** von *****