Kultur/Wiener Festwochen

"Join!": Ein überlanger Schulskikurs-Witz

Offiziell werden die Wiener Festwochen erst am Freitag eröffnet. Und das ist sogar gut. Denn damit gilt: Einfach Schwamm drüber über das, was sich unter dem Titel „Join!“ in der Halle E des MuseumsQuartiers abspielt.

Einen bösen Opern-Wirtschaftskrimi wollten Komponist Franz Koglmann, Librettist Alfred Zellinger sowie Regisseur Michael Scheidl – die Gruppe „netzzeit“ ist Koproduzent – vorlegen. Das Ergebnis jedoch ist ein überlanger Schulskikurs-Witz, bei dem es für die Besucher nicht einmal vorzeitige Fluchtmöglichkeiten gibt. Tipp: Bei den bei der Uraufführung nicht wirklich geforderten „Zugaben“ würden immerhin die Notausgänge geöffnet.

Sonst aber ist man im wahrsten Sinne des Wortes gefangen in der Welt des Konzerns Gen&Brain, zumindest nach einem gemeinsamen Coffee-Break auf der Bühne der Halle E, wo das Publikum im Sitzen oder Stehen und mittels Live-Video die diversen Hahnenkämpfe der Führungskräfte verfolgt.

Impressionen des Stückes

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Es geht um einen Chip, mit dem man rund um die Uhr online sein kann, um materielle Weltherrschaft, um Soft Skills und Hard Skills (gesungen und gesprochen wird in deutscher und englischer Sprache) sowie um das Recht auf sexuelle Selbstbestimmung. Die „Brave New World“ eines Aldous Huxley lässt ebenso grüßen wie ein George Orwell – Regisseur Michael Scheidl fügt mit Zitaten aus „Planet der Affen“, James Bond, Star Trek, Barbarella oder Supergirl weitere Trash-Elemente hinzu. Nur: Trash sollte sich – um Spaß zu machen – auch als Trash deklarieren; hier aber nimmt sich das Ganze ernst.

Da hilft auch Koglmanns zwischen Klassik, Jazz, Operette und Musical angesiedelte Musik nichts mehr. „Join!“ mäandert trotz des sehr guten Ensembles „die reihe“, des Dirigenten Carsten Paap und teils starker Sänger öde vor sich hin. Wie das Musical „Natürlich Blond“ bewegt sich auch „Join!“ auf dem Niveau eines (schlechten) Blondinenwitzes, ohne jede Lachgarantie.

KURIER-Wertung: ** von *****