Kultur/Wiener Festwochen

Ein Bühnen-Comeback als despotischer Vater

Bruno Ganz ist Max, der böse und herrschsüchtige Vater aus Harold Pinters Stück „Die Heimkehr“ (Originaltitel: „The Homecoming“; französisch: „Le Retour“).

Luc Bondy hat das Psychodrama um Anerkennung, Liebe und eine in Schieflage geratene Familie des britischen Literatur-Nobelpreisträgers von 2005 am Odéon Théâtre in Paris inszeniert, das er seit März 2012 leitet.

Auf der Theaterbühne war Bruno Ganz seit sechs Jahren nicht mehr zu sehen. In Wien spielte er zuletzt bei Klaus Michael Grüber den Ödipus (2003), einen blinden Mörder, der gen Hades zieht mit einer Tochter, die auch seine Schwester ist.

Der Herr im Haus

„Und nun, vielleicht zum ersten Mal, wirkt Bruno Ganz auf der Bühne nicht unerlöst und in sich verschlossen, sondern: wehrhaft, bestialisch vital, grimmig, der Herr eines Rudels, Leitwolf unter Wölfen“, schrieb Die Zeit. „Ganz spielt die vielleicht robusteste, vulgär-widerspenstigste Gestalt seiner Bühnenkarriere.“

Die schwierigen Beziehungen zwischen einem Vater und seinen Söhnen wirkt wie der Mikrokosmos einer totalitären Macht, wie er heute noch in gewissen Ländern existiert.

„Ich glaube, dass die politischen Diktatoren jenen in den Familien sehr ähnlich sind. Um dieses Stück zu schreiben, ließ sich Pinter stark von der repressiven Atmosphäre inspirieren, wie sie für die Polizei-Verhöre in faschistischen Ländern charakteristisch ist“, sagt Bondy. „In ,Le Retour‘ sind manche Situationen am Anfang sehr harmlos, wenden sich aber in folge eines unerträglichen psychologischen Drucks zu einem Drama.“

Und aus welchem Grund hat Bondy die Rolle des despotischen Vaters Max mit Bruno Ganz besetzt? „Er hat einfach alles, um diese Rolle zu verkörpern: Das Alter, 71 Jahre, und die Energie. Im Leben ist er sanft, aber als Schauspieler steckt in ihm die Gewalt, die es für diese Persönlichkeit braucht. Er hat noch die Kraft zuzuschlagen und vermittelt den Eindruck, ein harter Mann zu sein.“

Ohne Alternative

Einen anderen Schauspieler hätte er für die Rolle nur schwer gefunden: In Frage gekommen wäre vielleicht Michel Piccoli, wäre er 20 Jahre jünger. „Aber Piccoli, einer meiner bevorzugten Schauspieler, wäre für die Person von Max nicht der Richtige“, so Bondy. „Ich hätte ihn verletzt, hätte ich ihn gefragt, diese gewalttätige Rolle zu spielen.“

Luc Bondy hat aus Pinters kargem, pausendurchsetztem Text ein atmosphärisch dichtes, kurzweiliges, in aller vorgeblichen Schäbigkeit elegantes Schauspiel gemacht“, so die Neue Zürcher Zeitung. „,Le Retour‘ mäandert zwischen handgreiflichem Ernst und irritierender Komik, zwischen plumpem Geprotze und subtiler Erotik, zwischen realweltlicher Logik und theatraler Absurdität.“

Info: 18.,19. und 21. bis 24. 5. (19.30 Uhr), MuseumsQuartier, Halle E (Französisch mit deutschen Übertiteln)

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