Kultur

Weinviertler Zeitreise

Dass schon die alten Ägypter Wein tranken und die dafür vorgesehenen Behältnisse – zumindest für damalige Verhältnisse – feinsäuberlich etikettierten, ist nur ein Detail, das man bei der aktuellen Niederösterreichischen Landesausstellung in Erfahrung bringen kann.

Unter dem Titel „Brot & Wein“ möchten die Kuratoren nicht nur die Historie dieser beiden Nahrungsmitteln beleuchten, sondern auch 8.000 Jahre Kultur- und Alltagsgeschichte erlebbar machen. Denn „Wein und Brot sind die edelsten Verkörperungen des Naturgeistes“, wie schon der deutsche Dramatiker Friedrich Hebbel wusste. Passenden Rahmen dafür bilden die malerischen Weinviertler Kellergassen, wo man sich auch das eine oder andere Glas Grünen Veltliner schmecken lassen sollte: Während sich das Schloss Asparn an der Zaya der Geschichte des Brotes angenommen hat, dreht sich in Poysdorf bis 3. November alles um den Rebensaft.

Mumie und Skulptur

Archäologische Funde beweisen, dass in der Region um Asparn bereits vor 8.000 Jahren Brot gebacken wurde. Mit einem originalgetreu rekonstruierten Ofen im Freibereich des Urgeschichtemuseums können Besucher an Sonn- und Feiertagen, jeweils um 13.30 Uhr, selbst aktiv werden und im eigens eingerichteten Brotlabor ausgiebig kneten, formen und backen.

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Die 600 gezeigten Exponate der Schau reichen von einer ägyptischen Kornmumie über die 6.500 Jahre alte „Venus von Falkenstein“ bis hin zur zeitgenössischen Brotskulptur von Daniel Spoerri. 1960 experimentierte der Schweizer Künstler erstmals mit Teig als künstlerisches Material. Für seine Brotobjekte füllte er ihn in Schuhe oder goss ihn über eine Waage, was ihm prompt den Vorwurf der Lebensmittelverschwendung einbrachte. Beleuchtet werden auch die religiösen Verbindungen zu Brot und Wein, der auch als Blut Christi bezeichnet wird.

Aber auch die Gegenwart möchte man nicht aus den Augen verlieren.

So startet die Ausstellung mit einem modernen Supermarkt und greift auch aktuelle Themen wie „Neuromarketing“ und „Genfood“ auf.

Die Weinstadt Poysdorf kann sich rühmen, dass Zar Alexander I. von Russland auf dem Weg zum Wiener Kongress 1814 hier Station machte und vom hiesigen Rebensaft derart angetan war, dass er sich diesen an den Zarenhof liefern ließ. Im dortigen Ausstellungsbereich kann man beispielsweise griechische und römische Trinkgefäße sowie Schriftwerke sehen, die belegen, dass die Kultivierung von Wein im Mittelalter klösterliche Domäne war. Dass auch das Verfälschen von Wein – das so genannte „Panschen“ – Geschichte hat, ist ebenso zu ergründen wie es die Folgen des Alkoholmissbrauchs sind.