Kultur

Der Wagner-Wahn geht wonnig weiter

Auch das gibt es. Da hat die Wiener Staatsoper eben erst eine musikalisch sensationelle (szenisch leider inexistente) Neuproduktion von „Tristan und Isolde“ herausgebracht; und schon gehen die Wagner-Festspiele weiter.

Mit einer illuster besetzten Repertoire-Aufführung der „Walküre“ (Reprise am 23. Juni) demonstrierte das Haus am Ring einmal mehr seine künstlerische Leistungsfähigkeit. Im Zentrum dabei vor allem: Dirigent Peter Schneider und das exzellente Orchester. Schneiders Sicht auf Wagner ist hinreißend. Selten klingt eine „Walküre“ so intim, so kammermusikalisch, so farbenreich und dennoch von einer immensen inneren Spannung getragen. Denn Schneider ist kein Kraftmeier, sondern ein subtiler Gestalter, einer, der Wagners Partitur herrlich auslotet, der auch den Sängern ein mitfühlender, leidenschaftlicher Partner ist.

Und diese danken es Dirigent und Orchester mit großartigen Leistungen. Etwa Johan Botha als lyrisch-kultivierter Siegmund, der etwa die „Winterstürme“ wie ein Lied gestaltet, aber dennoch über ausreichend Durchschlagskraft verfügt. Ähnliches gilt für die Wiener Rollen-Debütantin Anja Kampe als intensive Sieglinde. Kampe – die Sopranistin sprang für die erkrankte Martina Serafin ein – liefert eine vokal wie emotional eindrucksvolle Charakterstudie.

Nicht minder großartig: Tomasz Konieczny als in jeder Hinsicht immer stärker werdender Wotan – dieser Göttervater überzeugt auch dank seiner inneren Gebrochenheit. Wie auch Katarina Dalayman eine sehr gut gesungene, nur selten schrille Brünnhilde porträtiert oder Ain Anger einen machtvollen Hunding gibt. Dazu kommt noch Mihoko Fujimura als solide Fricka; gut auch die Walküren. Jubel für alle.

KURIER-Wertung: ***** von *****