Kultur

Vitásek bei Koks, Whisky und Wein

Was ein Internet-Radiotalker nicht alles zu erzählen hat. Wie er seine Hörer am Gängelband hält. Mit Horror und Humor: Andreas Vitásek am Paranoia-Trip mit "Lisa" nach dem Roman von Thomas Glavinic im Rabenhof.

Serienmord, Bestialitäten, Wahnsinn ... Und immer wieder Lisa. Doch wer ist diese Frau? Was ist real, was Horror-Trip? Andreas Vitásek, ganz in Weiß gewandet in weißer Kulisse mit weißem Mobiliar, fühlt sich verfolgt von einem Phantom.

"Lisa" ist in der Bühnenversion im Rabenhof ein 90-Minuten-Monolog ohne Pause, gespickt mit ironischen und komischen Elementen.

Geht’s noch ein bisserl grauslicher?

Der Autor hat sich wohl einen Spaß daraus gemacht, zu spinnen nach der Methode: Geht’s noch ein bisserl grauslicher? Und lässt zugleich die Frage offen, ob das, was der Ich-Erzähler mitteilt, auch wirklich glaubhaft ist. Oder sich alles nur in seinem Kopf abspielt.

Wenn Vitásek als Sympathler mit Kabarett-Punze zum Berichterstatter des Bösen wird, legt er doch nie den larmoyanten Ton ab, der gleichsam augenzwinkernd etwa von einem Mann erzählt, der sich den Vorderfuß abschneidet in der Absicht, seine gebratenen Körperteile anschließend zu verspeisen.

Spooky wird seine Figur nie. Diese Dimension gibt Vitásek seinem namenlosen Dauerredner nicht, der – mit Kokain, Whisky und Wein gedopt – in seiner Suada ansatzlos Verstörendes und Banales aneinanderreiht, Katzentanz und Kochshow, drastische Schaurigkeiten und Verbrechen, Bauernesoterik und Handshake-Faktor.

Lisa ist nicht Kabarett und wird den Hautgout des Kabarettistischen doch nie ganz los. Dazu kommt, das der Text keineswegs durchgängig grandios und der Schluss – in Erwartung einer Auflösung oder Pointe – als Schluss nicht erkennbar ist.

KURIER-Wertung: **** von *****