Vienna Design Week: Mehr als nur "Glamour"
Ein temporäres Thermalbad, die Produktion von Honigwein und riesige Regenbogenfarbenlampen: Ab Freitag wird Wien zum sechsten Mal Schauplatz für Design. Mit einem vielfältigen Angebot an Events und Ausstellungen bietet die "Vienna Design Week" heuer ein besonders interessantes Programm für alle Design-Interessierten und Experten. Bei der heutigen Presse-Safari gaben die Organisatoren Tulga Beyerle und Lilli Hollein einen Einblick in die diesjährigen Ausstellungen, Talks, Passionswege und Laborstätten. Mit Spanien als Gastland liegt der Fokus der "Vienna Design Week" in diesem Jahr auf der Ottakringer Straße, dem "Boulevard" zwischen dem 16. und 17. Bezirk.
Der älteste und ein wichtiger Programmpunkt der "Vienna Design Week" sind die Passionswege, bei denen heuer zehn internationale und österreichische Designer mit Wiener Unternehmen zusammenarbeiten und gemeinsame Projekte entwickeln. "Bei dieser Zusammenarbeit geht es um Wissenstransfer, Wertschätzung und Ideenaustausch", sagte Beyerle. Ein besonderes Beispiel dafür ist die Kooperation zwischen dem Designer-Team "March Gut" und der Traditionsfleischerei "Sterkl". Aufgrund der unterschiedlichen kulturellen Hintergründe und Bedürfnisse des Bezirks kreierte Karl Sterkl, Inhaber des Familienbetriebs, mit der "Brunnenviertler" vor einiger Zeit eine Kochwurst, die ohne Schwein produziert wird und nur aus Rindfleisch und Kalbfleisch besteht. Auf dieser Wurst aufbauend, entwickelten Christoph March und Marek Gut ein Rezept, bei dem mithilfe einer Plankarte die notwendigen Zutaten für ein Brunnenviertler-Menü bei den Nachbarständen am Brunnenmarkt erworben werden können.
Netzwerk rund um Design
Ein paar Stände weiter bieten "Toledo i Dertschei" ein besonderes Druckerlebnis an: Mit "Slowprinting" werden kleinformatige Druckwerke mit Handpressen und Bleisatz gedruckt. Bestellungen für Visitenkarten und Einladungen werden mehrsprachig angenommen und umgesetzt. Die Druckerei am Brunnenmarkt ist eines der fünf Projekte unter der Thematik Stadtarbeit. Hollein verwies darauf, dass neben einer Menge "Glamour-Objekte" auch ein anderer Zugang zum Thema Design dargestellt werde. Mit den Projekten zum Thema "Stadtarbeit und Social Design" soll der Begriff Design bewusst von dem traditionellen Verständnis losgelöst werden und in einen urbanen und sozialen Kontext gesetzt werden.
Ein Schwerpunkt vieler Arbeiten liegt auf dem Thema Recycling und bewusst Leben und Nutzen. So lädt die Design-Marke "Thonet" Design-Interessierte ein, sich spielerisch bei einem Workshop mit ausrangierten Möbelteilen auseinanderzusetzen und neue Objekte zu schaffen, die dann sogar mit nach Hause genommen werden dürfen. Neben dem Workshop-Angebot zeigt das "Stilwerk" noch drei andere Ausstellungen und präsentiert im Rahmen der "Vienna Design Week" die Werke des "Recycling Designpreis".
Auch der "Kunstraum Niederösterreich" zeigt mit der Gruppenausstellung "The Cuckoo Syndrome" u.a. Werke des spanischen Designers Curro Claret, die aus alten Möbelteilen und Sperrmüllresten zusammengebaut wurden. "Mit der niederösterreichischen Zusammenarbeit wird das `Vienna Design Festival` immer mehr zu einem österreichischen Projekt und geht weg von dem bisherigen Wien-Fokus", erzählte Hollein. Insgesamt sei die Geschichte der "Vienna Design Week" eine erfolgreiche: So erzählte Beyerle, dass die Design-Woche mit 12.000 Besuchern startete und im Vorjahr ganze 30.000 Design-Interessierte anlockte. "Auf einer imaginären Design-Landkarte würde die `Vienna Design Week` eindeutig zeigen, dass sich in Wien etwas bewegt und einiges passiert".
Die "Vienna Design Week" entwickelte sich in den letzten Jahren zu einem Netzwerk rund um Design. So gastierte die Passionswege Ausstellung "Werkstatt Vienna" im September im Rahmen von "World Design Capital Helsinki 2012" in Finnland. Die Schau wird ab 13. Dezember auch im Wiener Museum für angewandte Kunst zu sehen sein.