Kultur

Victor van der Saar: Ein Torjäger aus elf Metern

Eins, zwei, drei, vier ... Wenn Axel Fuhrmann seine Schritte macht, ist das Ziel nicht mehr weit. Nach elf Schritten ist Schluss. Der Fotograf, der unter dem Künstlernamen Victor van der Saar bekannt ist, befindet sich dann (plus minus ein paar Zentimeter) elf Meter vom Ausgangspunkt, der Torlinie, entfernt. Dort stellt  er dann sein Stativ auf und fotografiert das Tor mit seiner geliebten Hasselblad. So will es das Ritual, seine selbst auferlegte Regel. 

Nach dem Zielen und dem Schuss heißt es aber erst einmal warten – der Torjubel  setzt bei ihm  erst beim Entwickeln  ein, dann, wenn er das hoffentlich gelungene Bild (vom Tor) in Händen hält. Auch nach 18 Jahren ist  für Victor van der Saar dieser Moment immer noch ein besonderer. 

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Es sind aber keineswegs die handelsüblichen, genormten Tore, also solche, auf die gerade bei der Europameisterschaft in Deutschland geschossen wird, die es ihm angetan haben, sondern  es sind jene, die auf Spielplätzen, in Parks, auf  Brachflächen, in einem Käfig oder Wald herumstehen. Oft aus Stöcken, Ästen, oder was sonst noch  so in der Gegend herumliegt, zusammengezimmert. 

Erstes Tor

Seine bisher entstandene Sammlung von Toren ist beeindruckend. Wie viele Tore er in seinem Leben bereits geschossen hat, wisse er nicht. „Ich habe sie nie gezählt. Was ich aber zähle, sind die Länder, in denen ich bereits Tore fotografiert habe“, sagt Victor van der Saar dem KURIER. 

Mittlerweile hat er 15 Länder, verteilt auf drei Kontinenten, auf seiner Liste. Er war bereits in Marokko, in Südafrika und in den  Vereinigten Arabischen Emiraten auf Torjagd. Dort ist er dann unter anderem in Ra’s al-Chaima – einer Stadt, die genau 110 Kilometer von Dubai entfernt liegt –  fündig geworden (siehe Bild in der Mitte  oben). Erinnern kann sich Victor van der Saar auch noch an sein erstes Tor:  Er hat es im Jahr 2006  geschossen – auf seinem Lieblingsplatz in der Nähe seines Elternhauses in einem Wald. 

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Dieses „Urtor“, wie es der gebürtige Saarbrücker nennt,  zählt nach wie vor zu seinen Lieblingsfotos – es war auch der Anfang seiner  Bilderserie mit dem Titel  „11Meter“.  „Dieses ,Urtor’  gibt es heute leider nicht mehr“, sagt er im Gespräch.  „Ich habe dort bei meinem letzten Besuch aber  noch das alte Tornetz gefunden. Dieses hängt nun als Andenken in meiner Wohnung.“

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Fanzone

Wie Bilderrahmen stehen seine Tore im Bild herum. Bild im Bild, sozusagen.  Menschenleer sind sie deshalb, „um eine gewisse Zeitlosigkeit zu erreichen und die Ruhe in der Bildgestaltung zu gewährleisten.“ 

Einen Teil  seiner Aufnahmen  kann man derzeit an mehreren Orten in Deutschland sehen.  Als großformatige Tableaus (siehe links oben) stehen sie etwa auf der offiziellen Fanzone am Reichstag in Berlin. Der Fotograf  selbst nutzt die EM in der Heimat natürlich, um Fotos zu machen – er will die Atmosphäre außerhalb der Stadien einfangen.  Und nach dem Finale in Berlin geht es, wie es sich für einen echten Torjäger gehört, weiter mit dem Toreschießen. Aus Wien fehle ihm noch eine Trophäe, also ein Tor.