Verlagsgründer Christian Brandstätter gestorben
Von Georg Leyrer
Der Verlagsgründer Christian Brandstätter ist in der Nacht auf Donnerstag überraschend verstorben. Das teilte der Verlag in einer Aussendung mit. 1982 gründete er den Brandstätter Verlag, der einen Schwerpunkt auf Themen rund um die Wiederentdeckung von „Wien um 1900“ legte und den er 2011 an seinen Sohn Nikolaus Brandstätter übergab.
"Mein Vater war ein großer Menschen- und Bücherfreund. Sein feiner Geist, sein Kunstsinn und sein verlegerisches Gespür werden uns fehlen, ebenso wie sein raumgreifendes und unverkennbares Lachen, das nun für immer verklungen ist. Ich bin tieftraurig. Mein Vater wird in unzähligen Büchern, die er zum Teil persönlich herausgegeben hat, weiterleben. Wir werden sein Vermächtnis in Ehren halten und in die Zukunft tragen", sagt sein Sohn Nikolaus Brandstätter laut einer Aussendung.
Christian Brandstätter wurde 1943 im oberösterreichischen Lambach geboren, studierte Jus an der Universität Wien und arbeitete nach dem Studium ab 1968 als Privatsekretär Fritz Moldens und leitender Mitarbeiter des Molden Verlags, wo er 1974 das Bildbandprogramm, die Molden Edition Grafische Kunst, gründete. Nach der Insolvenz des Molden Verlags machte sich Christian Brandstätter selbstständig und übernahm dafür teilweise das Programm und die von ihm geprägte Gestaltungslinie für kunst- und kulturhistorische Sachbücher und Bildbände.
„Er scheint mir ein geborener, sogar der allergeborenste Verleger in weitem Umkreis, ein konstitutioneller Verleger, Macher und Liebhaber von Büchern in Personalunion, ein Besessener, ein Kenner, ein großer Gestalter“, gab ihm der Kritiker Hans Weigel damals mit auf den Weg.
So publikumsträchtig seine Linie war, auf schöne Kunstbände zu setzen, dem Werk von Fotografinnen wie Dora Kallmus, Trude Fleischmann und Barbara Pflaum oder Fotografen wie Franz Hubmann und Erich Lessing Raum zu geben aber etwa auch das Kochbuch (wie von Wolfram Siebeck und Ewald Plachutta) zu forcieren, so wechselhaft verlief das wirtschaftliche Geschick. 1991 musste der Christian Brandstätter Verlag Zwangsausgleich anmelden und wurde vom Österreichischen Bundesverlag (ÖBV) übernommen, der 2003 von der Klett-Gruppe aufgekauft wurde. Christian Brandstätter blieb für die Programmlinie verantwortlich, bekam aber zwei weitere Geschäftsführer zur Seite gestellt.
2005 erwarb er 50 Prozent des Unternehmens im Management-Buy-out zurück. 2007 gründete Christian Brandstätter gemeinsam mit dem Münchner Verleger Johannes Thiele den Thiele Verlag als Adresse für literarisch anspruchsvolle, ausgesucht schön gemachte Bücher.
„Momente der Freude gab es in den letzten Jahrzehnten unzählige. Ich konnte mit zahlreichen Büchern dazu beitragen, dass 'Wien um 1900' heute eine internationale bekannte kulturelle Marke ist und für die Kristallisation der Moderne steht“, resümierte Brandstätter einmal. „Auch im Bereich der Fotografiegeschichte war es mir vergönnt, etliche Schätze zu heben. Daran erinnere ich mich sehr gern. Niederlagen, die es natürlich auch gab, habe ich inzwischen vergessen. Das sehe ich als Privileg meines fortgeschrittenen Alters.“