Vereinfacher gegen Verkomplizierer
Von Michael Huber
Who’s got the big picture?“ hat die Künstlerin Johanna Kandl über ein großformatiges Gemälde geschrieben, auf dem ein Slum direkt neben schicken modernen Bauten zu sehen ist. Wer hat hier den Überblick, wer sieht und versteht das große Bild? Dass es schwierig und mühsam ist, Zusammenhänge zu erkennen, lässt sich angesichts des Weltgeschehens jeden Tag neu erfahren.
Alles hängt zusammen
Hier endet der illustrative Teil der von Kunsthallen-Chef Nicolaus Schafhausen kuratierten Ausstellung wieder: Denn obwohl viele Arbeiten hochaktuelle Themen wie Überwachung, Migration und Integration ansprechen, bleibt die Auseinandersetzung mit dem Begriff „Populismus“ selbst im Vagen.
Der große Abwesende
Doch was genau sind die „populistischen Argumentationsmuster“, auf die das Gezeigte nach Vorstellung von Kurator Schafhausen reagieren soll? Den Umstand, dass es abseits des Plakativen immer auch ein „Mehr“ und ein „Dahinter“ gibt, leuchtet gute Kunst so gut wie immer aus. Und um die Ästhetik der Verkürzung zur eingehenden Betrachtung vorzuführen, hätte man theoretisch auch Bilder von Andy Warhol in die Ausstellung hängen können.
So aber bleibt Populismus der große Abwesende: Die gezeigten Künstler fokussieren eher auf die vielen Details des „großen Bildes“, als sich eine ästhetische Gegenstrategie zum Populismus zu überlegen. Was bleibt, ist der plakative Titel der Schau – und der Umstand, dass Wiens Kulturstadtrat im Vorfeld der Gemeinderatswahl in durchaus populistischer Absicht freien Eintritt in die Ausstellung garantierte.