Kultur

Venedig schließt Moschee-Kunstprojekt

Nach wochenlangem Streit muss ein Moschee-Kunstprojekt in einer Kirche für die Biennale in Venedig schließen. Der Schweizer Künstler Christoph Büchel hatte für den isländischen Pavillon eine Moschee in der ehemaligen katholischen Kirche Santa Maria della Misericordia in der Lagunenstadt installiert.

Die Stadt Venedig zog nun allerdings die Betriebserlaubnis zurück, da die Betreiber Vorgaben verletzt hätten. Sicherheitsvorgaben würden nicht eingehalten, hieß es in einer Mitteilung der Kommune und der Polizei. Am Freitag wurde das Projekt geschlossen. Unmut gab es vor allem, weil Muslime den Ort für Gebete benutzt hatten - was laut Stadt gegen die Auflagen verstoße, das Gebäude nicht für religiöse Zwecke zu nutzen. Die Kuratoren können Einspruch gegen die Entscheidung einlegen.

"Hyperrealistische Installation"

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Büchel ist für seine "hyperrealistischen Installationen", wie es im Kunstjargon heißt, berühmt bzw. berüchtigt. In Wien ist noch seine Aktion aus dem Jahr 2010 in Erinnerung: Damals verpflanzte er einen Swingerclub ins Untergeschoß der Secession. In Venedig gibt es trotz der engen historischen Kontakte der Stadt zur muslimischen Welt keine Moschee im zentralen Stadtgebiet. Die zahlreichen Muslime der Stadt mussten bisher immer ein Bethaus in einem entlegenen Industrieviertel am Festland aufsuchen. Dies war der Hintergrund für Büchels Projekt. Bei der Eröffnungszeremonie am 8. Mai, die der KURIER vor Ort mitverfolgte, waren zahlreiche Muslime und auch die Botschafterin Pakistans anwesend. Das Projekt vermittle "eine Botschaft des Friedens", erklärte die Diplomatin, der Ton war von Dankbarkeit geprägt. Nichtsdestotrotz waren den Organisatoren zahlreiche Hindernisse in den Weg gelegt worden.

Das Icelandic Art Center, das mit hinter dem Kunstprojekt steht, veröffentlichte einen offenen Brief auf seiner Internetseite, in dem es die Absicht des Künstlers darlegt. Büchels Installation solle ein Licht auf institutionalisierte Ausgrenzung und Vorurteile in der Gesellschaft werfen - auch mit Blick auf das Thema Einwanderung. Die Debatte, die nun stattfinde, sei "eine scharfe Widerspiegelung der gegenwärtigen Vorkommnisse, Vorurteile und Zustände in der Welt von heute."