Kultur

Uderzo ist tot: Gallien trägt Trauer. Ja, ganz Gallien

Beim Teutates.

So oft man in den letzten Tagen den sprichwortgewordenen Erstaunensruf aus den „Asterix“-Bänden auf den Lippen hatte, und dazu den Gedanken im Kopf, ob uns jetzt der Himmel auf den Kopf fällt – jetzt muss man es sagen.

Asterix hat seinen zweiten Vater verloren.

Beim Teutates.

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Albert Uderzo hat gemeinsam mit René Goscinny den widerborstigen kleinen Gallier und seinen in den Zaubertrank gefallenen großen Freund Obelix erfunden, Uderzo als Zeichner, Goscinny als Geschichtenerzähler. Und gemeinsam haben sie mit den rund drei Dutzend Bänden Comicliteraturgeschichte geschrieben.

Denn „Asterix“, das war nicht nur Sprichwortschleuder („In den See! Mit einem Gewicht an den Füßen!“) und Appetitmacher auf Wildschweinbraten.

Sondern die Bände waren auch so etwas wie der Zuckerguss, mit dem man den Eltern das Comiclesen versüßen konnte: Schau, Mama, da geht es um Geschichte! Und die sprechen auch manchmal Latein!

Denn auch wenn heute die Comicverfilmungen und alles, was rund um die Comics noch so entstanden ist, die Popkultur beherrschen (eine theoretische Herrschaft, bei all den geschlossenen Kinos), galten die bunten Bildbände früher als Untergang des Abendlands.

Machtjanix!

Asterix und sein kleines gallisches Dorf haben auch diesen Untergang erfolgreich bekämpft.

Uderzo und Goscinny waren die Väter von Asterix, und wurden damit die Großväter einer von Comicsbildern geprägten Welt. Sie haben diese mit dem Echo der französischen Bildungsverliebtheit angefüllt: Die späteren Bände, nachdem sich das mit den Prügel beziehenden Römern und ihren lustigen Schildformationen erledigt hatte, waren zugleich Landeskunde und ein liebevoller Blick von der Bretagne aus auf ein Europa der vielfältig Widerborstigen, voller spaßig unterlaufener Landesklischees.

Da trinken die Briten heißes Wasser mit einem Tropfen Milch (schließlich gab es vor Asterix noch keinen Tee dort). Die Schweizer ziehen lange Käsefäden und landen in der Bank. Und in Amerika trifft man, no na, Indianer.

Du nicht, Obelix!

Es sind, nimmt man sie heute zur Hand, natürlich Blicke, Witze aus einer anderen Zeit. Aber auch das ist derzeit nicht ganz falsch. Und die Prügelfeste und Sprachspielchen, die historischen Einmischungen und Freundschaftsdynamiken („Du kriegst keinen Zaubertrank, Obelix!“) machen auch beim Wiederbesuch noch Spaß.

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Nur die Filme sind nicht zum Anschauen.

Schon gar nicht die Realverfilmungen.

Geld haben aber auch die in die Kassen gespült. Asterix bekämpfte zwar das römische Imperium auf einfallsreiche Art. Seine Väter aber, vor allem der nach Goscinnys Tod 1977 lange Jahre Asterix allein erziehende Uderzo, bauten auf seinen Schultern selbst ein Imperium, über das sie eifersüchtig wachten.

Und das sie zur erfolgreichsten französischen Comicserie machten, mit weltweitem Wiedererkennungswert bis heute.

Der farbenblinde Illustrator Uderzo, 1927 als Sohn italienischer Einwanderer in der Nähe von Reims geboren, war auch selbst durchaus gallischen Herzens: Er mischte sich gerne ein. Und geriet zuletzt sogar in einen Rechtsstreit mit seiner eigenen Tochter, den die beiden jedoch nach einigen Gerichtsterminen gütlich beilegten.

Zuletzt zeichnete Uderzo nur noch für seinen Enkel: Mit Band 35 übergab dann auch Uderzo Asterix in neue Hände, seitdem gestalten Didier Conrad und Jean-Yves Ferri die Bände (und schneiden im Vergleich natürlich schlecht ab).

Nun ist eine große Trauerfeier im gallischen Dorf angesagt: Uderzo ist 92-jährig gestorben. Und nein, Troubadix, du darfst nicht singen.