Kultur

Auf einer Kostümparty mit der Stasi

Die DDR hatte mit dem Ministerium für Staatssicherheit einen der am stärksten ausgeprägten Überwachungsapparate der Geschichte. Fast 300.000 Menschen arbeiteten für die "Stasi". Ein mächtiges Werkzeug bei nur rund 16,5 Millionen Bürgern, die es auszuspionieren galt.

Das bedeutete penible Überwachung, fein-säuberlich dokumentiert. 1,75 Mio. Fotografien sind im Laufe der Jahre entstanden. Dazu 2.800 Filme und Videos sowie 28.400 Tonbänder. Nach dem Fall der Berliner Mauer wurden die riesigen Archive geöffnet. Das ist einzigartig auf der ganzen Welt und offenbart ungeahnte Einblicke in das Innere dieses gigantischen Überwachungsapparates.

Einblicke in das Stasi-Archiv

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Spione im Visier

Eine Möglichkeit, die sich der Berliner Künstler Simon Menner nicht entgehen lassen wollte. Über den Zeitraum von zwei Jahren durchforstete er die Archive der Stasi auf der Suche nach Dokumenten, die einen Einblick in das alltägliche Leben der Agenten gewähren. Das Ergebnis ist nun in dem Bildband "Top Secret" zu sehen – und ist geradezu absurd. Geduckt, fast scheu blicken die Agenten in die Kamera, mit schlecht sitzenden Perücken und ihren falschen Schnurrbärten.

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Bei all der unfreiwilligen Komik, die sich mit genügend zeitlichem Abstand zeigt, sind die Bilder aber doch auch ein Dokumente der Unterdrückung. Hunderttausende Menschen wurden bespitzelt und verhört. Auch das ist dokumentiert. Doch Manner wollte gerade die Banalität dieses Riesenapparates zeigen. "Für mich macht das den Schrecken, den ich dabei empfinde, sogar noch schlimmer", schreibt er im Vorwort des Bandes.

Dennoch ist "Top Secret" weniger als visuelle Aufarbeitung der deutschen Vergangenheit zu sehen - die Sammlung ist vielmehr eine geschichtliche Anekdote zum wieder allgegenwärtigen Thema Überwachung. Auch wenn bezweifelt werden darf, dass sich NSA-Agenten Bärenfellmützen aufsetzen, um in Westberlin unterzutauchen, gewährt der Band einen einzigartigen Einblick in die ansonsten gänzlich verborgene Welt der Geheimdienste.