Der Mann hinter Boney M. und Milli Vanilli: Frank Farian gestorben
Von Georg Leyrer
Der deutsche Popmusik-Produzent und Ex-Schlagersänger Frank Farian ist tot. Er sei im Alter von 82 Jahren zu Hause in Miami gestorben, teilte die Agentur Allendorf Media am Dienstag unter Berufung auf seine Familie mit. Seine Lieder sind Klassiker der Popmusik und der Soundtrack einer Generation. Ob „Daddy Cool“ oder „Rasputin“: Wie am Fließband hat Musikproduzent Frank Farian jahrzehntelang tanzbare Welthits erschaffen.
Die ersten Hits sang er selbst
Als Franz Reuther wurde er in Kirn an der Nahe geboren, als Frank Farian steht sein Name für internationalen Erfolg im Musikgeschäft. Seit er Teenies Mitte der 1970er Jahre mit seinem traurigen Hit „Rocky“ zum Weinen brachte, trat er selbst kaum noch auf. Das sei irgendwann vorbei gewesen, sagt er. Erst als Mann im Hintergrund, als Produzent, begann sein Mega-Erfolg. Etwa mit der Gruppe Boney M.
Den ersten Titel „Baby Do You Wanna Bump“ (1975) sang Farian im Studio selbst. Weil er das vielstimmige Lied auf der Bühne nicht solo aufführen konnte, suchte er Gesichter, die den Song präsentieren sollten. Zwei Bandmitglieder sangen live, zwei weitere bewegten die Lippen. Höchst erfolgreich: Hits wie „Rivers of Babylon“ oder „Ma Baker“ sind Popgeschichte. Mit Milli Vanilli ging ein ähnliches Projekt schief. Als bekannt wurde, dass das Duo auf der Bühne nicht singt, hagelte es massive Proteste und Kritik vor allem in den USA.
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Schwierige Anfänge
Der Erfolg wurde Farian nicht in die Wiege gelegt. „Meinen Vater habe ich nie kennengelernt, er fiel vor meiner Geburt im Krieg. Die Menschen in Kirn haben einer jungen Mutter mit drei Kindern geholfen, dafür bin ich sehr dankbar.“ Diese Mitmenschlichkeit - und natürlich seine Mutter - haben ihn geprägt. „Meine Mutter war meine persönliche Trümmerfrau. Sie hat alle Steine aus dem Weg geräumt und mir alles ermöglicht, obwohl wir kein Geld hatten.“ Mit 14 zog der junge Franz zu Verwandten ins Saarland und lernte Koch - „weil ich ständig Hunger hatte und dachte, da habe ich immer etwas zu essen“.
Die musikalischen Anfänge sind bescheiden. Auf einem Familienabend steckt ihm der Pfarrer einen Groschen zu, weil er „Der Mond ist aufgegangen“ so schön gesungen hat - „meine erste Gage“. Mit seiner Band Die Schatten nimmt Farian 1963 in einem ehemaligen Kuhstall im Saarland die erste Platte auf. „In der Mitte standen ein Mikrofon und ein Tonbandgerät.“ Ein Doppelalbum mit der Musik von damals mischte er zuletzt ab. „Ich will diese Zeit aufarbeiten, bevor ich den Löffel abgebe. Ich möchte das so hinterlassen, wie ich es gedacht habe.“
Vom Saarland aus geht es nach Hessen, in ein Tonstudio in Rosbach bei Frankfurt, und später nach Miami - und zum Beispiel mit Boney M. zu Konzerten nach Moskau. „Ich denke oft daran, wie wir auf dem Roten Platz getanzt haben. Mein Vater ist in Russland gefallen, und ich bin dort ein gefeierter Star. Das kann man sich nicht erträumen", sagte er einmal.