Kultur

Debüt mit beklemmender Inzest-Geschichte

Die junge Autorin Katja Brunner fasste gleich in ihrem ersten Stück "von den beinen zu kurz" ein heißes Eisen an: Eine inzestuöse Beziehung, in der das Opfer den Täter verteidigt. Dafür wurde die 1991 geborene Schweizerin im Vorjahr mit dem renommierten Mülheimer Dramatikerpreis belohnt, wo sie sich sogar gegen einen Jelinek-Text durchsetzen konnte. Ähnlich wie Jelinek lässt Brunner verwundete Existenzen in Textflächen agieren. Gedanken, Zitate und Dialogfetzen werden geschickt montiert.

Das Wiener Theater Drachengasse besorgte nun die österreichische Erstaufführung und wurde der Aufgabe mit Zurückhaltung (Regie: Margit Mezgolich) gerecht. Kürzlich hatte das Kosmos Theater bei der Umsetzung von Brunners "die hölle ist auch nur eine sauna" zu sehr auf Knalligkeit gesetzt.

Hölle im Märchenland

Rosa Luftballone, die Froschkönigmaske, eine Schatztruhe – viel mehr an Requisiten braucht es nicht, um zu zeigen, wie die Hölle im Märchenland Kindheit ausgebrochen ist – was aber niemand wahrhaben will. Am wenigsten die kleine Tochter, "eine zu kurz geratene Erwachsene von Anfang an". Die Berührungen des Vaters erscheinen ihr logisch. Eine beklemmende Situation, die von den Schauspielern ( Barbara Gassner, Anna Kramer, Gottfried Neuner, Petra Strasser) stimmig gestaltet wird.

KURIER-Wertung:

INFO: "von den beinen zu kurz" von Katja BrunnerTheater Drachengasse, Wien 1, 27. Oktober – 22. November 2014, jeweils Di-Sa um 20 Uhr

www.drachengasse.at

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