Sting im Duett: Von faszinierend bis kitschig
Mehr als 40 Karriere-Jahre hat Sting mittlerweile hinter sich. Und weil er in dieser Zeit immer gerne mit anderen Musikern zusammengearbeitet hat, sind dabei einige Duette zusammengekommen. Die wichtigsten davon hat der als Gordon Matthew Sumner geborene Brite jetzt auf dem Album „Duets“ zusammengefasst. Darunter sind Kollaborationen mit Eric Clapton, der „It’s Probably Me“ mit seinem unvergleichlichen Gitarrensound anreichert, Craig David, dem kongolesischen Rapper Gims, Reggae-Star Shaggy, Charles Aznavour und Annie Lennox.
Was dabei schnell klar wird: Der 69-Jährige, der Musiklehrer war und in Jazzclubs spielte, bevor er als Bassist von Police und danach mit Solo-Klassikern wie „Englishman in New York“ und „Desert Rose“ (hier mit dem Raï-Musiker Cheb Mami interpretiert) zum Weltstar wurde, ist am besten, wenn er sich von Pop-Konventionen entfernt und dem Jazz oder Weltmusik annähert. Denn Songs wie „A Little Something“ mit Melody Gardot, oder „My Funny Valentine“ mit dem Jazz-Trompeter Chris Botti sind Höhepunkte von „Duets“, die mit ihrer dichten Atmosphäre den Hörer augenblicklich in den Bann ziehen.
Seine Songs können aber auch in Kitsch abrutschen, was „Fragile“ zeigt. Der Balladen-Klassiker, der im Original seine Kraft aus der rauchigen Interpretation von Sting bezog, die die besungene Zerbrechlichkeit eindrucksvoll spürbar machte, wird hier von Julio Iglesias interpretiert, dessen Timbre dafür zu süßlich ist.
Ähnlich ist es mit „September“, dem einzigen neuen Song auf „Duets“. Sting schrieb ihn im Sommer im Lockdown auf seinem Landsitz in der Toskana, als ihm jeder Tag wie der vorige vorkam. „Ich stand auf, die Sonne schien, sie ging wieder unter und ich wusste nicht mehr, ob es Mittwoch oder Sonntag ist“, sagt er. „Ich glaube, wir Menschen brauchen diesen Zyklus von Wochen oder den Jahreszeiten, und ich sehnte mich nach Regen, nach einer Abwechslung.“ Weil Sting fand, dass der Song „italienisch“ klang, bat er seinen Freund Zucchero, den Text ins Italienische zu übersetzen und mit ihm aufzunehmen. Aber dessen Bemühen, die Töne wie ein Operntenor hinauszuschmettern, schwächt die Botschaft von melancholischer Reflexion.