Stars auf Abwegen: Wir können auch anders!
Von Andreas Bovelino
CHARLIE WATTS
Seit Jahrzehnten trommelt er stoisch für die dienstälteste Rock-Band der Welt, die Rolling Stones. Aber der 75-Jährige hat auch eine weniger bekannte Leidenschaft: Er jazzt für sein Leben gern. Im April kommt sein neuester Streich auf den Markt: „Charlie Watts Meets The Danish Radio Big Band“. Supercooler Big-Band-Jazz, inklusive Bearbeitung von „Paint It Black“ aufgenommen in der Konzerthalle Kopenhagen. An die Verkaufszahlen von Stones-Alben wird er wohl nicht herankommen. Charlie wird’s egal sein.
DAMON ALBARN
Mit seiner Band Blur war der Londoner in den 90ern der König des Britpop. Dass er im neuen Jahrtausend Erfolge mit Sounds zwischen Elektronik und Hip-Hop (Gorillaz) feierte, könnte man als logische Weiterentwicklung verbuchen. Ungewöhnlich ist allerdings sein Faible für afrikanische Musik. 2002 veröffentlichte er nach einer Reise „Mali Music“, er besucht immer wieder auch Nigeria, nahm im Kongo „Kinshasa One Two“ (2011) auf und gründete den „Africa Express“, um afrikanische Künstler zu promoten.
JOSÉ JAMES
Der 39-Jährige aus Minneapolis war die große Hoffnung des Jazz, Billie Holiday und John Coltrane galten als seine „musikalischen Eltern“. Er absolvierte die renommierte „School of Jazz“ in New York. Spätestens mit dem Tech-Rock-Rap von „Every Little Thing“ (2014) stellte er klar, dass er auch ganz anders kann. Böse. Und richtig gut. Auch auf seiner neuen CD „Love In A Time Of Madness“ kehrt er nicht zum Jazz zurück. Gut und spannend gedrechselter R’n’B und dazu eine wunderbare Roots-Ballade: „Let It Fall“. Schön.
ROBERT PLANT
Als Sänger von Led Zeppelin definierte er den Rock bis zum heutigen Tag. Und wahrscheinlich noch für die nächsten Jahrzehnte. Erstaunlich, dass er ein echtes Faible für sanfte Country-Klänge hat. Mit Alison Krauss ließ er es raus und bekam gleich fünf Grammys dafür (2009). Weniger breitenwirksam ist seine Arbeit mit dem Afrocelt Sound System: Irische und westafrikanische Musik, dazu Rock und Elektronik. Der 68-Jährige hat viele Interessen. Schön!
FINK
Fin Greenall aus Cornwall war ein gefragter DJ und Producer für Electronic Dance Music. Guter Job, gutes Geld, die angesagten Labels rannten ihm die Türe ein. Im Grunde seines Herzens war er allerdings Songwriter. Vor zehn Jahren schmiss er den Techno über Bord und reüssiert seitdem als Mann mit Bart, Akustikgitarre – und saustarken Songs. Am 8. April auch im Wiener Porgy & Bess.