Letzte Vorbereitungen für Bond-Dreh in Osttirol
Obertilliach im Osttiroler Gailtal, auf 1.450 Metern Höhe gelegen. In den kommenden Tagen und Wochen darf sich die 693 Seelen-Gemeinde der Nabel der James-Bond-Welt nennen: Die Dreharbeiten für den 24. Bond-Film "Spectre" stehen unmittelbar vor der Tür. Der Film-Tross war zuletzt von Sölden im Tiroler Ötztal nach Osttirol übersiedelt.
Schlechtwetter angekündigt
Obertilliach zeigte sich am Mittwoch jedoch von seiner schönsten Seite. Strahlender Sonnenschein umrahmte die malerische, etwas schneearme Bergkulisse sowie den lieblichen, von alten Bauernhäusern und engen Gassen geprägten Ortskern. Was für ein Gegensatz: Gastierte die Bond-Produktion zuletzt in der auf Massentourismus ausgerichteten Hochburg Sölden, so bietet Obertilliach das totale Kontrastprogramm: Hier herrscht - zumindest nach außen - die relative Unberührtheit der Natur vor, setzt man in erster Linie auf Ruhe und Erholung. Der sanfte Tourismus wird hier großgeschrieben, den Großteil der Touristen bildet ein - oft über Jahrzehnte treues - Stammpublikum.
Securitys in Osttiroler Idylle
Am Freitag soll hier gedreht werden. So heißt es zumindest in einem Schreiben der Produktionsfirma, das an einer Anschlagtafel der Gemeinde ausgehängt ist. Am nördlichen Ende des Zentrums herrscht indes rund um das eigens für die Dreharbeiten errichtete Holzhaus - das "James Bond-Haus" - rege Betriebsamkeit. Film-Equipment wird angeschleppt, Absperrungen werden vorgenommen, letzte Hand wird an den Kulissen angelegt. In der Mitte des Holzhauses prangt ein mysteriöses, großes Loch. Ein auf dem Dach liegendes Auto sorgt ebenfalls für Spekulationen bei einigen Schaulustigen. "Action" und Verfolgungsjagden liegen förmlich in der Luft. Neben dem Holzhaus befindet sich einer der zwei Schlepplifte, die laut Informationen der Osttiroler Tourismusverantwortlichen unter anderem am Donnerstag und Freitag für den Dreh gesperrt werden sollen.
Auch die bereits aus Sölden bekannten Container bzw. Wohnwagen-Dörfer und Zelte dürfen in Obertilliach nicht fehlen. Sie sind außerhalb des Ortszentrums gelegen. Einheimische und Touristen nehmen das nahende Spektakel indes mit einer Mischung aus Gelassenheit und Freude wahr. Sie lebe mittlerweile in Deutschland, aber James Bond sei ihr bei einem ihrer Heimatbesuche natürlich willkommen, meinte eine Dame zur APA. Gestern habe sie ihrer 87-jährigen Mutter extra einen früheren Agenten-Film gezeigt, damit diese ein Bild davon bekomme, an welchem Spektakel in Obertilliach in den nächsten Tagen gearbeitet werde. Eine Touristin aus Schleswig-Holstein, seit 35 Jahren Stammgast, freut sich wiederum, ihren Freunden zu Hause quasi "Bond"-exklusiv berichten zu können.
"James Bond-Pfandl"
An Kreativität und Geschäftstüchtigkeit mangelt es in Obertilliach ebenso nicht. Ein "James Bond-Pfandl" hat etwa ein Gasthaus extra auf die Speisekarte platziert. Für eine Bond-Party mit "Skyfall-Cocktail", benannt nach dem 23. Bond-Abenteuer "Skyfall" (2012), und "Bond-Whiskey" wird geworben. Der Großteil der Bevölkerung stehe dem Ganzen äußerst positiv gegenüber, sagte Josef Lugger. Es gebe kaum Beschwerden. Geheimhaltung wird indes auch in Obertilliach groß geschrieben. Man sei angehalten worden, nichts über den Verlauf der Dreharbeiten und sonstige Beobachtungen preiszugeben, meinte das redselige Obertilliacher Original. Die Bond-Produktion sei ein "Staat im Staat", scherzte Lugger.
Hauptdarsteller Daniel Craig sowie sonstige Protagonisten waren am Mittwoch übrigens noch nicht gesehen. Doch die Osttiroler Idylle wartet auf sie.
(Von Wolfgang Eder/APA)