Kultur/Eurovision Song Contest

Guy Sebastian: Mit "Sound of Music" zum Star

Mit ausgelassenen TV-Partys und Trinkspielen hat Australiens Superstar Guy Sebastian bisher den Eurovision Song Contest gefeiert. Damit ist anno 2015 Schluss. Zum 60-jährigen Jubiläum wurde seine Heimat, in der der ESC seit 1983 übertragen wird, eingeladen, am Bewerb teilzunehmen. Nachdem Kylie Minogue dafür absagte, fiel die Wahl auf den 33-jährigen Singer/Songwriter – den erfolgreichsten männlichen Solo-Künstler Australiens.

KURIER: Wie haben Sie reagiert, als man Sie bat, am ESC teilzunehmen?

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Guy Sebastian: Ich wurde ins Büro meiner Plattenfirma gerufen, wo sie mir erklärten, dassAustralien eine Wild Card hat, und dass sie mich dafür haben wollen. Ich war sofort sehr aufgeregt, weil das eine super Chance ist. Australien in einem europäischen Wettbewerb! Aber für mich ist meine Musik das Wichtigste. Und natürlich ist es toll, für so viele Mensch zu singen. Aber ich habe zwölf Jahre hart daran gearbeitet, dass meine Musik Tiefgang hat und respektiert wird. Und der ESC ist eine ganz eigene Kultur. Ich habe mich gefragt, ob das meiner Karriere schaden kann. Was, wenn die Leute dagegen sind, dass Australien teilnimmt? Ich habe mich anfangs mit diesen Fragen schon gestresst – was aber total unnötig war.

Was hat Sie schließlich überzeugt, doch beim ESC anzutreten?

Ich dachte, was kann eigentlich passieren? Im besten Fall, kann ich dabei ein ganz neues Publikum erreichen, werden Leute nachher online gehen, sich ansehen, was ich noch alles gemacht habe. Und wenn ihnen das gefällt, habe ich hoffentlich die Chance, wieder nach Österreich und vielleicht sogar in den Rest von Europa zu kommen.

Ihren Contest-Song "Tonight Again" haben Sie selbst geschrieben ...

In nur 72 Stunden – geschrieben, aufgenommen und auch noch das Video dazu gedreht! Nachdem ich zugesagt hatte, hatte ich nur drei Tage bis zum Einsendeschluss. Ich hatte einen Song, den wir laut Reglement hätten nehmen können. Aber das war eine Ballade, und für den ESC passt meiner Meinung nach etwas Lustiges besser. Also habe ich daran gedacht, wie ich mich in Wien fühlen werde: Dass ich nicht wollen werde, dass diese Erfahrung zu Ende geht. So kam ich auf die Idee, in dem Song eine Nacht zu beschreiben, die man noch einmal erleben will.

Waren Sie vorher schon ein ESC-Fan?

Oh ja. Bei uns ist der ESC riesig, jedes Jahr wieder ein Super-Event. Er wird seit so vielen Jahren auch bei uns ausgestrahlt, und alle organisieren TV-Partys mit Tanz und Trinkspielen. Es war immer ein Riesenspaß.

Warum, glauben Sie, ist der ESC in Australien so berühmt?

Ich kann es gar nicht genau sagen. Vielleicht weil wir Australier die Musik so sehr lieben und der Bewerb so viel Spaß macht und auch so vielfältig ist.

Sie wurden in Australien bekannt, als Sie 2003 die erste Staffel von "Australian Idol" gewannen. Wie ist es Ihnen dabei ergangen?

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Das kam zu einem Zeitpunkt, als ich es schon aufgegeben hatte. Ich wollte Soul-Sänger werden, seit dem ich das erste Mal Otis Redding gehört hatte. Also habe ich nach dem Studium der medizinischen Röntgenologie Demos gemacht und sie den Plattenfirmen geschickt. Damals war ich leicht übergewichtig, hatte einen Afro und bekam nur Absagen. Alle sagten: "Wir mögen deine Stimme, aber dein Aussehen passt gar nicht."

Das ist aber sehr beleidigend.

Ja, das hat schon weh getan, war aber auch gut. Denn ich dachte, ich kann mein Aussehen nicht ändern. Aber ich kann ein besserer Musiker werden und so für andere Songs schreiben und produzieren. Als sie dann Bewerber für "Idol" suchten, sagten meine Freunde: "Mach doch mit!" Ich wollte aber nicht, weil ich Angst hatte, dass wieder alle sagen, du siehst nicht gut genug aus. Erst im letzten Moment habe ich mich umentschieden. Und dann bin ich immer weiter und weiter gekommen und hab sogar gewonnen.

Beim ESC sind Sie jetzt auch eine Art Botschafter für Australien. Welches Bild wollen Sie uns Europäern von Ihrem Land vermitteln?

Dass Australien zwar keine so uralte Kultur wie Europa hat – zumindest nicht in Bezug auf die Niederlassung von Weißen – aber trotzdem nicht so arg anders als Europa ist. Unsere Architektur ist sehr viel jünger. Aber das Land ist wunderschön. Wir sind zwar sehr weit weg von anderen Ländern, sehr isoliert, haben aber alles, weil das Land so gewaltig groß ist: Berge, Steppen, Urwälder, Küsten. Ich wohne ein paar Minuten vom Strand entfernt, bin aber mit dem Auto in 15 Minuten in der Innenstadt von Sydney. Und in einer Stunde im Busch, wo ich Kängurus sehen kann. Außerdem ist Australien politisch stabil. Ich bin sehr dankbar, dass ich dort aufwachsen durfte. Ich bin aber auch Österreich sehr dankbar. Ihr habt mir die Musikkarriere verschafft!

Wie denn das?

Ich war als Kind besessen von "Sound Of Music". Deshalb habe ich als einen meiner Final-Songs bei "Idol" "Climb every Mountain" gesungen. Und bis heute sagen alle, dass das meine beste Performance war, dass ich "Idol" deshalb gewonnen habe.

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Zur Person

Gesangs-Übungen Guy Theodore Sebastian wurde am 26. 10. 1981 in Malaysia geboren. Als er sechs war, zog seine Familie nach Australien. Er begann zu singen, lernte Gitarre und Klavier, weil er „I’ve been Loving you too long“ von Otis Redding gehört hatte. „Darin lag so viel Leidenschaft“, sagt er. „Danach saß ich stundenlang vorm Kassettenrekorder und übte die Vokal-Tricks von Sängern wie Redding und Al Jarreau.“

Karriere Nach der Ausbildung als Röntgenologe absolvierte Sebastian das Turnus-Jahr auf einer Brustkrebs-Station, stellte aber fest: „Es brauch stärkere Typen als mich, um damit umzugehen, immer von Krankheit und tragischen Schicksalen umgeben zu sein.“ So verschickte er Demos und meldete sich – nachdem nur Absagen kamen – bei „Australian Idol“ an.

Australien ist nicht die einzige Nation, die fernab von Europa Anteil am Eurovision Song Contest nimmt. Auch Länder wie Japan, Taiwan, China, Thailand, Indien und Südkorea haben den ESC schon übertragen.

Aber seit der australische Sender SBS den größten Musikwettbewerb der Welt 1983 das erste Mal nach Down Under übertrug, hat sich dort die wohl treueste außereuropäische Fangemeinde gebildet. Schon 2014 durfte SBS deshalb mit Jessica Mauboy eine australische Vertreterin nach Kopenhagen schicken, die in einer Pausen-Show auftrat. Zum 60-jährigen Jubiläum wurde das Land jetzt eingeladen, auch am Bewerb und am offiziellen Voting teilzunehmen. (Seit 2010 trug SBS ein Australien-internes Publikums-Voting aus, das aber auf das Ergebnis keinen Einfluss hatte.)

Um die Chancen der anderen teilnehmenden Länder aber nicht zu verringern, tritt Guy Sebastian mit einer "Wild Card" erst im Finale an. Sollte er gewinnen, wird der ESC 2016 aber nicht in Australien, sondern in einer noch zu bestimmenden Stadt in Europa stattfinden. In diesem Fall würde Australien ein zweites Mal antreten dürfen.

"Mit der Teilnahme Australiens ist es uns gemeinsam mit unseren Partnern bei der EBU und SBS gelungen, den ESC zum 60-jährigen Jubiläum auf eine neue, globale Ebene zu heben und eine weitere Brücke zu schlagen", erklärte ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz. "Eine Brücke, die vom Herzen Europas ausgehend den gesamten Erdball umspannt."

In Bezug auf die Erweiterung und Teilnahme anderer Länder außerhalb Europas sagte er: "Australien antreten zu lassen, ist eine einmalige Initiative. Aber während der 60-jährigen Geschichte des ESC wurden immer wieder neue Elemente eingeführt, um den Bewerb aufregend, überraschend und relevant zu halten. Wer weiß, was die Zukunft bringt, wenn die Begeisterung um diese europäische Tradition auf andere Länder rund um die Welt überspringt?"