Kultur

Sofa Surfers: "Theater muss sich erneuern“

Die Sofa Surfers aus Wien sind eine der interessantesten und vielfältigsten Bands Europas. Ihre Einflüsse reichen von Rock bis zu Elektronik. Sie schrieben auch die Musik für alle Verfilmungen der Brenner-Krimis von Wolf Haas. Jetzt komponierten Wolfgang Schlögl, Wolfgang Frisch, Markus Kienzl und Michael Holzgruber die Musik zur Volkstheater-Produktion „Kleiner Mann, was nun?“. Premiere: Sonntag.

KURIER: Was sind die wichtigsten Unterschiede zwischen Musik, die man für eine Theaterinszenierung schreibt, und einem „normalen“ Album?

Wolfgang Schlögl: Im Theater sind wir Teil einer ganzen Produktion. Das hat einerseits inhaltliche Grenzen, ist aber im besten Fall künstlerisch befriedigend.

Was macht eine gute Theater-Musik aus?

Wolfgang Schlögl: Eine gute Theatermusik soll dem inhaltlichen Stoff gerecht werden, nicht dem Theater. Sie kann man nicht vom Stück trennen.

Orientiert man sich beim Schreiben am Text? Oder sucht man eher ein „Gefühl“ für die Atmosphäre der Szene?

Wolfgang Schlögl: Nur ein Zusammenspiel aller Aspekte ergibt einen ganzheitlichen Ansatz in der Theatermusik.

Michael Holzgruber: Dabei ist es aber auch wichtig, dass man einen Kontrapunkt setzen kann.

Es heißt, die Sofa Surfers seien schon lange interessiert an „Kleiner Mann, was nun?“. Warum?

Wolfgang Schlögl: Mich haben das Buch und der Film stark gefesselt. Als ich von Georg Schmiedleitner hörte, dass er dieses Stück am Volkstheater inszenieren wird, habe ich mich sehr gefreut. Für uns Sofa Surfers war sofort klar, dass wir – nach der guten Zusammenarbeit mit Georg im Theater in der Josefstadt – unbedingt dieses Projekt gemeinsam realisieren wollen.

In jüngster Zeit bemühen sich viele Regisseure, Popmusik in ihre Stücke einzubauen. Steckt dahinter ein Versuch, das als altmodisch geltende Theater zeitgemäß wirken zu lassen?

Markus Kienzl: Theater muss sich immer erneuern. Außerdem versuchen die Theater, Stücke auch für ein junges Publikum attraktiv zu machen. Dass damit auch popaktuelle Einflüsse aufgegriffen werden, ist nur selbstverständlich.

Inwiefern unterscheidet sich ein Theaterpublikum vom Pop-Publikum?

Wolfgang Frisch: Ich glaube, dass es da keinen großen Unterschied gibt. In unserer Generation gibt es ebenso viele Menschen, die sich für Popkultur als auch Theater interessieren.

Wie ist die Arbeit mit Theaterleuten – die gelten ja als nicht unkompliziert?

Markus Kienzl: Das Glück war uns bisher hold. Unsere Arbeit mit Theaterleuten war stets von gegenseitigem Respekt geprägt.

Wolfgang Frisch: Wir wurden überall herzlich aufgenommen, und insbesondere SchauspielerInnen sind überaus wohlwollend.

Besonders spannend ist die Idee, die Musik live in der Vorstellung zu spielen – wird sie dadurch jeden Abend anders klingen, so wie eine Theatervorstellung ja auch immer anders klingt?

Michael Holzgruber: Ja! In jeder Vorstellung gibt es eine natürliche Interaktion: Wir reagieren auf die Schauspieler und Schauspielerinnen und sie auf uns. Dadurch wird die Spannung gehalten und auch das Publikum hat seinen Anteil daran. Jede Aufführung ist einzigartig.