Kultur

So wird das Madonna-Konzert

Für den (hohen) Ticketpreis bekommt man eine Popshow aus dem Lehrbuch der US-Entertainmentindustrie.
Hier wurde, so zeigte sich schon beim Tourauftakt in Tel Aviv, ganz tief in die Effektkiste gegriffen und so etwas wie ein Remix aller bisherigen Madonna-Tourneen herausgezogen.

Bedeutungsschwanger der Beginn: Kuttentragende Mönche versammeln sich unter einem überdimensionalen Weihrauchgefäß, schwingen es zu düsteren Gesängen – und aus dem Hintergrund steigt Madonna empor. Das kommt weniger lustig rüber, als es klingt, und wenige Minuten später hat die 53-jährige Sängerin schon eine Maschinenpistole in der Hand, mit der sie der Reihe nach ihre Tänzer umlegt. Madonna ist nicht gut gelaunt auf dieser Tour – sie ist, ganz gegen den Trend der Twitter-Stars von nebenan, ein strenger, unnahbarer Superstar. Und wer das mag, kommt voll auf seine Kosten.

Aufreger

Weiter geht’s: Das Kircheninnere auf der Riesenleinwand stülpt sich in ein Mini-Hotelzimmer zusammen, wo Madonna auf Couch und – Aufreger – Kreuz herumklettert. Diese imposanten paar Auftakt-Minuten stehen für die ganze Show: Der Aufwand ist durchgängig riesig.

Madonna ist das Zentrum eines gewaltigen Popzirkusabends, der wenig mit einem herkömmlichen Konzert zu tun hat, relativ wenige der alten Hits und kaum Momente allzu auffälligen Live-Gesangs bietet. Dafür aber als Mischung zwischen Hitparaden-Musical, Las-Vegas-Show und Abfolge fast filmischer Episoden überreichlich mit Lack, Leder, kontroversiellen Videoeinblendungen samt Hakenkreuz, Cheerleader-Outfits und 80er-Disco-Gewand versehen ist. Und vielleicht einen nackten Madonna-Po oder -Nippel zur Ansicht bietet.

Madonna zeigt sich im Laufe der Zwei-Stunden-Show topfit und wandlungsfähig: Sie spielt Gitarre (mindestens zwei Akkorde), ordnet sich in die Gruppenaerobic der Tänzertruppe ein, rekelt sich vor einem Klavier und lässt sich keinerlei Ermüdungserscheinungen anmerken. Und sie spart sich nicht den Seitenhieb auf die Konkurrentin Lady Gaga: Bei "Express Yourself" zitiert Madonna das überaus ähnlich klingende "Born This Way" von Lady Gaga – die Botschaft: Ich war zuerst da.