Sharktank mit "Bad Energy“ gegen die Corona-Tristesse
Von Marco Weise
Die Pandemie hat auch seine guten Seiten. Da keine Konzerte und Liveshows möglich sind, wird eben im Studio aufgenommen und produziert, was das Zeug hält. Somit beschert einem das Coronavirus nicht nur einsame Stunden zu Hause, sondern auch viel neue Musik (siehe Seite 33).
Dazu gehört auch der Output des in Wien ansässiges Trios mit dem Namen Sharktank, das Hip-Hop mit Indie-Rock und Lo-Fi-Pop vermengt. Dass die Paarung dieser unterschiedlichen Musikstile leicht in die Hose gehen kann, haben zahlreiche Crossover-Acts in den vergangenen Jahren bewiesen (Namen der Redaktion bekannt).
Im Falle von Sharktank klingt dieser Mix aber hervorragend. Dabei war alles ganz anders geplant: Es sei nie eine bewusste Entscheidung gewesen, diese zwei Musikstile miteinander zu vermischen, sagt der aus Graz stammende Rapper Michael Lechner alias Mile. „Viel eher war es ein Ideen-Austausch von drei Musikern, die aus verschiedenen Bereichen kommen und sich gegenseitig inspirieren.“
Mile wollte ursprünglich unter Aufsicht des viel beschäftigten Musikers und Produzenten Marco Kleebauer sein Soloprojekt vorantreiben und neue Songs aufnehmen. Daraus entwickelte sich aber in wenigen Studiotagen eine Band. Denn Kleebauer, Teil des Duos Leyya, machte Mile mit Katrin Paucz (u. a. in der Liveband von Oehl tätig) bekannt und setzte sich gleich selbst ans Schlagzeug. „Wir haben dann einfach geschaut, was passiert“, sagt Mile. Der sich daraus ergebende Sound ist mehr als die Summe der einzelnen Teile. Es ist ein harmonisches Zusammenspiel von eingängigen Melodien und nachdenklichen Rap-Lines. Kleebauer steuert seine Feel-Good-Rhythmen bei und Katrin Paucz erledigt den Rest: Sie spielt die Gitarre mit Blues und singt dazu mit eindringlicher Soulstimme gegen die Corona-Tristesse an.
Stimmungslage
Die persönlich gehaltenen Texte sehen Sharktank als Momentaufnahme, als Ausdruck der vorherrschenden Gefühlslage. „Wir befinden uns in einer Zeit, in der wir nicht immer kontrollieren können, was um uns herum geschieht. Vieles kann sehr beklemmend sein. Wir haben versucht, diese ,Bad Energy’, also schlechte Energie, zu kanalisieren und in etwas umzuwandeln, das sich gut anfühlt. Die Texte sollen ehrlich sein und als Bestandsaufnahme der momentanen Stimmungslage dienen“, fasst Mile zusammen.
„Bad Energy“ heißt dann auch der Titel ihrer kommenden Freitag erscheinenden EP, auf der neben den beiden Hits „Washed Up“ und dem kürzlich veröffentlichten „Too Much“ noch zwei weitere Perlen zu finden sind. Die für Anfang Dezember im WUK geplante Live-Präsentation des bisherigen Schaffens musste angesichts des aktuellen Lockdowns verschoben werden. Auch gut. Denn so kann bald mit Nachschub gerechnet werden.