Schuh: Vom Fernsehkrimi zu Theodor Storm
Von Peter Pisa
Immer wird er gefragt: Wieso heißt das neue Buch "Der Krückenkaktus" ?
Dann antwortet Franz Schuh: Im Wiener AKH gibt es eine Scheibtruhe mit einer Kuppel und vielen Löchern, und in die Löcher werden Krücken gesteckt, damit man sie dorthin transportieren kann, wo sie gebraucht werden.
Niemand fragt, was das mit dem Inhalt des Buches zu tun hat.
Da würde Franz Schuh sagen: Seine Texte sind für ihn Krücken, um durchs Leben zu gehen; und er schiebt sie - z. B. in Büchern - vor sich her.
Grab schaufeln Damit kann er sich jetzt alles erlauben. Erzählungen, Essays, sogar Gedichte ...
Der Deutsche hat eine Schippe.
Damit schippt er.
Der Österreicher hat eine Schaufel.
Damit schaufelt er -
natürlich sein Grab.
Und in Wien
gibt es die Schauflergasse!
Schuh der Philosoph
Franz Schuh - der 64-jährige Wiener Philosoph, von dem man sich einen Roman wünscht, erfolglos - schreibt über die Liebe. Und den Verfall. Über das Glück. Und über das Kranksein. Über die Literatur. Und über den Tod.
Was ist gut? Das ist eine der Fragen, der er nachgeht. Es blitzt sein Geist, es donnert der Applaus. Man darf nicht glauben, dass Schuh abgehoben ist, auch wenn er ständig zitiert und gern doziert. Er hat Witz und Selbstironie. Außerdem schafft er es locker, von einem TV-Krimi zu Theodor Storm zu springen:
"Und wie viel Stunden dir und mir gegeben,
Wir werden keine mehr zusammen leben."
Endlich jemand, der Storm aus der Versenkung holt ... Und
von Sartre kennt er sogar den Brief, in dem er vom Mann erzählt, der seine Furze beschimpft ("Ihr habt mir lang genug gestunken, ihr Dreckschweine ...").
Freilich ist er nicht nur gescheit, sondern auch oberg'scheit. Aber Franz Schuh tröstet mit dem Schreiben sich selbst und andere. Schön, dass man mit einer Arztphobie nicht allein ist. Noch schöner, dass er für uns weiterdenkt und Sinnkrisen stellvertretend in Angriff nimmt. Das liegt gewiss nicht in seiner Absicht. Sein Pech. Und danke.
KURIER-Wertung: ***** von *****