Kultur

Konzert der 1000 Regenschirme

Eines vorweg: Das vielleicht größte Lob verdienen jene zirka 15.000 Menschen, die im Park von Schloss Schönbrunn bis zum Schluss durchhielten, die trotz eisiger Kälte und teils strömendem Regen für recht gute Stimmung sorgten. Denn mit Sommer hatte die inzwischen zehnte Auflage des sogenannten Sommernachtskonzerts der Wiener Philharmoniker so gar nichts zu tun. Viel eher schon mit einem – wie Philharmoniker-Vorstand Clemens Hellsberg bei seiner Begrüßung sehr treffend meinte – echten „Winternachtskonzert“.

Am Gefrierpunkt

Wintermäntel, Schals, Handschuhe und vor Kälte zitternde (weil zu leicht bekleidete) Menschen prägten das Bild im Schlosspark. Immer wieder verließen Besucher vorzeitig das Areal. Denn kalte Füße gegen tolle Musik, das ist eben nicht immer eine leichte Entscheidung. Diejenigen, die blieben, aber wurden belohnt: Mit einem auch vom Programm her künstlerisch hochwertigen Konzert.

Ausschließlich Werke von Giuseppe Verdi und Richard Wagner hatte man zum 200. Geburtstag der beiden Giganten angesetzt; dank einer sehr guten Tontechnik konnte sich die Musik gegen den Regen behaupten. Doch wer hat solchen künstlerischen „Naturgewalten“ wie Verdi oder Wagner ernsthaft etwas entgegenzusetzen?

Daran glaubten auch die Wiener Philharmoniker sowie Dirigent Lorin Maazel und Solist Michael Schade. Für den 83-jährigen Maazel war es sein winterliches Sommernachtsdebüt ebenso wie für Tenor Michael Schade. Dieser sang eine Arie aus Verdis Oper „I Lombardi“ und präsentierte sich der Weltöffentlichkeit mit der Gralserzählung erstmals als WagnersLohengrin“. Mit beiden Stücken hielt Schade die Zuhörer bei der Stange.
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Bilder vom Sommernachtskonzert 2013

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Stimmungsmacher im kühlen Nass

Flott und effektvoll auch der Triumphmarsch aus Verdis „Aida“, die Ouvertüren zu dessen Opern „Luisa Miller“ und „La Forza del Destino“ (hier gab es auch Lichtspiele auf der Gloriette) sowie die Tänze aus „Otello“.

Als idealer Rausschmeißer hingegen erwiesen sich Vorspiel und Liebestod aus Wagners „Tristan und Isolde“. Wunderschöne (und ebenso wunderschön realisierte) Musik, die jedoch aufgrund ihrer Länge dem bösen Wettergott ein wenig zum Opfer fiel. Da waren das eher früh angesetzte Vorspiel zu Wagners „Meistersinger von Nürnberg“ und der furiose, finale „Walkürenritt“ weit bessere Stimmungsmacher im kühlen Nass.

Wer – wie an die 400.000 Zuseher – das Spektakel vor den Bildschirmen verfolgte, war da viel besser dran. Immerhin übertrug der ORF in etwa 70 Länder. Wer die Übertragung verpasst hat, kann sich auf die CD, DVD oder Blue-Ray freuen. Verdi, Wagner und die Philharmoniker haben sich ein Nachhören im Trockenen verdient.