Kultur

Er war Alpenkönig und Menschenfeind zugleich

Am 28. April feierte er noch seinen 80. Geburtstag. Claus Peymann, Intendant des Berliner Ensemble, an dem Walter Schmidinger seit 2003 tätig war, würdigte ihn als „großen verrückten Geistesclown im Reigen der Bernhard’schen Bühnenkünstler“. Er sei „Alpenkönig und Menschenfeind zugleich, musikalisch und böse, intelligent und naiv, ein Wirrkopf und großer Denker, blitzgescheit, belesen und hochgebildet, ein schwieriger Mann und ein geliebtes Kind, ein Verrückter und wie Thomas Bernhard natürlich ein echter Österreicher, der alle und alles hasst und dennoch von allen geliebt werden möchte.“

Verkäufer

Der gebürtige Linzer arbeitete zunächst als Verkäufer und Dekorateur , der in seiner Freizeit in einer Laientheatergruppe spielte. Doch sein Talent fiel auf, er bekam ein Stipendium für das Max-Reinhardt-Seminar, wo Helene Thimig ihn unterrichtete. das Theater in der Josefstadt engagierte ihn. Seine nächsten Stationen waren Bonn, Düsseldorf, Münchner Kammerspiele, Berliner Schaubühne, Deutsches Schauspielhaus Hamburg. Außerdem trat er am Burgtheater und bei den Salzburger Festspielen auf.

Schmidinger galt als Meister der leisen Töne, der nahezu jede Rolle übernehmen konnte. Der FAZ-Kritiker Gerhard Stadelmaier schrieb über ihn: „Schmidinger wirkt immer wie ein Überraschungsgast auf der Bühne. Ihm ist alles zuzutrauen.“ Zu Schmidingers Repertoire gehörten die gebrochenen Seelen, die zerrissenen Charaktere, die Narren und die Liebenden. Werktreue war ihm wichtiger als „die Sucht am Theater, um jeden Preis zu gefallen“. Bis 1984 spielte am Münchner Residenztheater, danach bis 1993 am Schillertheater in Berlin, danach folgte er den Rufen aus Wien nicht, sondern wechselte ans deutsche Theater Berlin.

Zur Person: Walter Schmidinger

Werdegang
Walter Schmidinger kam am 28. April 1933 in Linz zur Welt und war zunächst nur Laienschauspieler, bevor sein enormes Talent erkannt wurde.

Regisseure
Schmidinger arbeitete mit Regisseuren wie Peter Zadek, Klaus Michael Grüber, Robert Wilson, Luc Bondy Peter Stein, Klaus Maria Brandauer und Ingmar Bergman, führte aber auch selbst Regie. Außerdem spielte er in Filmen und TV-Krimis.

Nestroy
2006 bekam er den Nestroy für sein Lebenswerk.