Kultur

Sam Mendes: "Mit Bond auf Augenhöhe"

Der britische Oscar-Preisträger Sam Mendes ("American Beauty") ließ sich sehr bitten, noch einmal einen Bond-Film zu drehen. Nachdem er mit "Skyfall" (2012) einen Mega-Hit gelandet hatte, galt er für alle Bond-Beteiligten als der beste Mann für den Nachfolge-Film "Spectre". Doch Mendes wollte zuerst nicht: "Die Dreharbeiten von ,Skyfall‘ waren so aufreibend und erschöpfend, dass ich keinen Gedanken an einen neuen Bond verschwenden wollte", erzählt Mendes (50) im KURIER-Interview: "Außerdem hatte ich mich für eine Theaterproduktion verpflichtet."

Doch nachdem ihn Daniel Craig ausführlich bekniete (und wahrscheinlich der Gehaltscheck mit einer satten Summe winkte), überlegte es sich Mendes anders: "Nach einer halbjährigen Pause hatte ich plötzlich wieder neue Ideen für einen weiteren Bond-Film", so der Regisseur: "Und außerdem hatte ich das Gefühl, dass dieser Film in gewisser Weise auch mir gehört: Die Neubesetzung wichtiger Figuren – der neue M, der neue Q, die neue Moneypenny – ist von mir. Und dann habe ich mich gefragt: Wäre ich eifersüchtig, wenn jemand anderes den neuen Bond-Film drehen würde? Die Antwort war: Ja. Daher habe ich mich entschlossen, eine weitere Geschichte zu erzählen."

Außerdem fühle er sich stark mit Daniel Craigs "Bond" verbunden: "Es gibt vieles an dieser Figur, womit ich mich identifizieren kann, und das hat mir sehr bei der Arbeit geholfen."

Während Mendes in "Skyfall" eine sehr düstere Seite in Bonds persönlicher Vergangenheit aufschlug, sollte sich "Spectre" klar von seinem Vorgänger abheben: "Ich wollte, dass der Film romantischer, verschmitzter, variationsreicher wird als der letzte, und trotzdem eine seriöse Geschichte erzählt."

Bei der Wahl des Bond-Bösewichts brauchte Mendes nicht lange zu fackeln: "Christoph Waltz lieferte wohl den besten Beweis seines Könnens in Tarantinos ,Inglourious Basterds‘. Ihn als Bösewicht auszuwählen, war geradezu naheliegend. Sowohl er als auch Javier Bardem – der Bösewicht aus ,Skyfall‘ – sind Oscarpreisträger und finden beide nichts dabei, in einem Bond-Film aufzutreten. Daran merkt man, wie viel Prestige diese Filme heutzutage haben."

Auch bei der Wahl seiner Bond-Frauen, zeigt sich Mendes treffsicher. Als ihn Monica Bellucci, die eine Liebesszene mit James Bond hat, darauf aufmerksam machte, dass sie älter sei als Daniel Craig, war er zuerst baff, dann erfreut ("Das wird interessant!").

Bikini

Tatsächlich bemühe er sich bewusst darum, die Bond-Frauen zu emanzipieren: "Ich versuche, Figuren zu entwerfen, die mit Bond auf Augenhöhe sind. Bei mir gibt es keine Mädchen, die bewundernd zu Bond aufschauen und ansonsten im Bikini herumlaufen. Aber das heißt nicht, dass sie nicht trotzdem unglaublich schön, sexy und intelligent sind."