Serebrennikov zur Kündigung von Davydova: „Überhastet und ungerecht“
Von Thomas Trenkler
Ende November feuerten die Salzburger Festspiele ihre Schauspielchefin Marina Davydova – nach nur einer Saison. Die Russin war auf Wunsch von Intendant Markus Hinterhäuser verpflichtet worden. Als Begründung diente ihre ehrenamtliche Mitwirkung am Off-Festival Voices in Berlin, das russischen Exilkünstlern eine Plattform bot. Die Vorgangsweise stößt nun sauer auf.
Mit Davydova solidarisieren sich laut APA Regisseur Krystian Lupa und Audronis Liuga, der Direktor des Jaunimo Teatras in Vilnius. Lupa hatte im Sommer bei den Festspielen mit diesem Theater „Der Zauberberg“ in einer schlecht kritisierten Inszenierung herausgebracht.
Noch schockierender als die Kündigung selbst sei ihre Form gewesen, so Liuga. „Die ganze Prozedur dauerte 15 Minuten“ und hätte unmittelbar vor der Kuratoriumssitzung stattgefunden, bei der Davydova ihr Programm vorstellen sollte. „Was soll das sein außer eine demonstrative Abrechnung?“ Lupa empfand „Wut und Schrecken über die Details“ der „bizarren Entlassung“.
Weit mehr Gewicht hat das Statement von Kirill Serebrennikov, der 2025 „Der Schneesturm“ dramatisieren wird. Die Entscheidung habe ihn geschockt, die Begründung „Vertragsbruch“ klinge für ihn nicht überzeugend: Sollte die Tätigkeit für Voices wirklich der Grund gewesen sein, dann erscheine ihm diese Entscheidung überhastet und ungerecht: „Das wirft auch einen Schatten auf den Ruf eines geschätzten Festivals.“
Davydova kündigte an, gerichtlich gegen die Kündigung vorgehen zu wollen. Klage ist laut Auskunft der Festspiele aber noch keine eingelangt.