Kultur

Salzburg: Machtkampf um die Zukunft der Osterfestspiele

Die Salzburger Festspiele laufen noch bis Ende August, hinter den Kulissen wird aber gerade über ein anderes Festival heftig diskutiert – die Osterfestspiele. Die entscheidenden Fragen: Wie geht es mit der Sächsischen Staatskapelle Dresden, ebendort alljährlich das Residenzorchester, weiter? Und wer wird künftig geschäftsführender Intendant?

Am 9. Juni hatte die Ausschreibungsfrist für diese Position geendet, Beginn der neuen Intendanz ist am 1. Juli 2020. Bis dahin ist Peter Ruzicka, von 2002 bis 2006 künstlerische Leiter der Salzburger Festspiele, in dieser Funktion tätig. Gesucht wurde laut Ausschreibung „eine bedeutende Persönlichkeit des internationalen Musikmanagements“, die „über nachweisbaren Erfolg und Erfahrung in der Führung eines bedeutenden Kulturbetriebes sowie über weitreichende künstlerische, organisatorische und wirtschaftliche Kenntnisse“ verfügt.

Lieblingskandidat

Am 20. Juni fand die erste Gesprächsrunde mit den Bewerbern statt, am 6. Juli die zweite. Dem Vernehmen nach soll es einen Lieblingskandidaten der Salzburger geben: den Münchner Operndirektor Nikolaus Bachler, der mit der Bayerischen Staatsoper das im Moment wahrscheinlich beste Opernhaus der Welt leitet. Bachler ist dort bis Sommer 2021 unter Vertrag. Falls er den Salzburger Job übernähme, dann wohl nur mit großen Reformplänen. Gerüchten zufolge soll jedoch Christian Thielemann, Chefdirigent der Sächsischen Staatskapelle, genau deshalb keine große Freude an dieser Idee haben.

Bachlers Generalmusikdirektor in München ist Kirill Petrenko, designierter Chefdirigent der Berliner Philharmoniker. Thielemann dürfte unter anderem befürchten, dass bei einer Bestellung von Bachler die Berliner Philharmoniker (für die das Festival ja 1967 gegründet wurde) mit Petrenko zurückkehren könnten. Die Berliner waren erst 2012, nach einem Finanzskandal bei den Osterfestspielen, durch die Dresdner ersetzt worden und nach Baden-Baden gegangen.

Jedenfalls erzählt man sich in Salzburg, dass Thielemann für Andreas Mölich-Zebhauser, seit 20 Jahren in Baden-Baden tätig, als Intendant plädiert hätte. Der soll jedoch beim Aufsichtsrat der Osterfestspiele (Vorsitzende: Sarah Wedl-Wilson) nicht durchzubringen sein.

Kompromiss?

Deshalb soll es in dieser Woche ein Meeting zwischen Landeshauptmann Wilfried Haslauer (ÖVP) und Thielemann bezüglich eines möglichen Kompromisskandidaten geben: Dominique Meyer. Dessen Job an der Wiener Staatsoper endet im Sommer 2020. Er wäre für Thielemann wohl systemerhaltend.

Unwahrscheinlicher ist eine andere Variante: Dass die Salzburger Festspiele das nur eineinhalbwöchige Osterfestival übernehmen. Diesbezügliche Bemühungen hatte es schon mehrfach gegeben.