Kultur

Romeo und Julia tapsen in den Liebestod

Am Anfang fürchtet man das Schlimmste. Regisseurin Veronika Glatzner wollte ja, wie sie in Interviews ankündigte, die Komödie in Shakespeares Tragödie freilegen. Das führte dazu, dass in den ersten 45 Minuten ganz furchtbar gewollt „lustig“ gespielt wurde, forciertes Händeringen, ungelenker Slapstick und  schlecht nachgeahmter italienischer Akzent inklusive. Die neue Textfassung lieferte dazu bemühte Wortspiele wie „versohlen/verkohlen“.

Nicht, dass der Gedanke so abwegig wäre: Shakespeare geht auch in diesem Stück seiner Freude an derber Komik und zwei- bis eindeutigen Anzüglichkeiten nach. Aber Komik am Theater ist eine paradoxe Sache: Wenn man Komik komisch spielt, ist sie nicht komisch. Komödie darf selbst nie wissen, dass sie eine Komödie ist.

Aber bereits die berühmte Balkonszene, in der Romeo und Julia einander ihre Liebe gestehen, gelingt ausgezeichnet, berührend, von zartem Humor getragen. In weiterer Folge wird in der vorzüglichen, straffen Neuübertragung von Angelika Messner dicht und packend Shakespeare gespielt, ohne „Regieeinfälle“ und unter Verzicht auf sich anbietende (das Stück spielt zur Pestzeit) Corona-Anspielungen.

Romeo (Valentin Postlmayr) und Julia (Lena Kalisch) sind ein in ihrer pubertären Tapsigkeit ans Herz gehendes Liebespaar. Marie-Christine Friedrich glänzt als überdrehte Amme und als schockgefrostete Fürstin.  Raphael Nicholas ist ein maskuliner Tybalt und ein närrischer Raffaelo. Emanuel Fellmer ist als Mercutio herrlich halbstark.  Roman Blumenschein ist ein eiskalter Capulet, und Marion Reiser gibt seine Frau  als resignativen Zombie.

Die reduzierte Musik (Michael Pogo Kreiner, Daniel Helmer) und das karge, aus wehenden Stoffbahnen und einem Gerüst bestehende Bühnenbild (Paul Sturminger) tragen zum Erfolg bei. Großer Jubel!