Regierung macht Front gegen Pay-TV und Streaming
Von Christoph Silber
Dem (fast) vollständige Wechsel der TV-Übertragungen über die österreichische Fußball-Bundesliga zu Sky und damit ins Pay-TV will die österreichische Bundesregierung "nicht einfach tatenlos zuschauen", kündigten am Montag Vizekanzler und Sportminister Heinz-Christian Strache (FPÖ) und Medienminister Gernot Blümel (ÖVP) an. Man sehe, dass es hier Diskussionsbedarf gebe. Deshalb soll die sogenannte Fernseh-"Schutzliste" mit den TV-Ereignissen von "nationaler Bedeutung", die im frei empfangbaren Fernsehen zu sehen sein müssen, adaptiert werden. Diese muss dann allerdings noch von der EU-Kommission abgesegnet werden. In bestehende Verträge einzugreifen, sei aber nicht geplant und auch gar nicht möglich, betonte Strache. Jener der Bundesliga mit Sky läuft über vier Jahre plus einer Option auf weitere vier Jahre. Eine schnelle Änderung der Gegebenheiten ist demnach nicht zu erwarten.
Mit ihren Aktivitäten folgen Türkis und Blau einer "Anregung" von ORF-Chef Alexander Wrabetz. „Auch er hat ja manchmal gute Ideen“, witzelte Strache, der gemeinhin nicht gerade als Wrabetz-Fan gilt. In einem SN-Interview hatte der ORF-Generaldirektor vom Gesetzgeber gefordert, "dass gewisse Spiele der Bundesliga im Free-TV gezeigt werden müssen – das muss nicht einmal im ORF sein.“ Und das solle „auch für Champions-League-Spiele gelten“. Überdies „muss man dem Free-TV die Möglichkeit bieten, Konsortien zu bilden – weil die Übertragungsrechte selbst dann zu teuer sein könnten.“ Der ORF hat dies im übrigen schon gemacht und einmal gemeinsam mit ATV (erfolglos) um Fußball-Rechte geboten.
Der ORF hält nur mehr Rechte für die Spieltagszusammenfassungen, deren Präsentation noch ausbaubar ist, wie die Quoten zeigen. Die erwartete Reichweiten-Delle beim TV-Publikum gilt Sky den Vereinen mit kolportierten stolzen 35 Millionen Euro jährlich ab. Auch die Rechte für die Champions League liegen bei Sky sowie beim Sport-Streaming-Dienst Dazn. Für den vorangegangenen Vertrag hatte der ORF noch Puls4 für die Free-TV-Rechte überboten – und sich damit heftige Kritik eingehandelt. Puls4 hat sich zwischenzeitlich mit der Europa League getröstet, darf als Free-TV-Partner von Dazn ein Spiel pro Runde zeigen und hat mit Salzburg und Rapid den Jackpot gezogen
Blümel will nun - wie im Gesetz vorgesehen - mit allen Beteiligten, also sowohl Sportverbänden als auch Fernseh-Sendern, Gespräche führen. „Ziel ist es, am Ende dieses Prozesses zu einer neuen Auflistung zu kommen, welche Veranstaltungen gefährdet sein könnten, hinter der Bezahlschranke zu verschwinden.“ Aus Gesprächen mit Fußball-Fans und -Vereinen wisse er, dass diese zumindest „zum Teil nicht besonders glücklich“ seien mit dem Status quo.
Derzeit umfasst die Liste die Olympischen Sommer- und Winterspiele, Alpine und Nordische Ski-WM, bestimmte Fußball-WM und -EM-Partien (Eröffnungsspiel, Halbfinale und Finale sowie alle Spiele mit der österreichischen Nationalmannschaft) sowie das österreichische Cupfinale. Auch kulturelle Ereignisse sind geschützt, nämlich das Neujahrskonzert und der Opernball.
Soweit übersehbar wird in keinem EU-Land eine nationale Fußball-Liga als extra schützenswert eingestuft. Bei der Champions League fällt aber meist das Finale, teilweise auch das Halbfinale bei Beteiligung einer heimischen Mannschaft darunter.