"Recht machen kann man es nie jedem"
Von Christoph Silber
Terror in Nizza, Putsch in der Türkei, EU-Austritt der Briten, Aufschwung der Rechtsparteien und eine Wahlwiederholung in Österreich – in diesem Europa geht es turbulent, wozu auch die einstige Insel der Seligen das ihrige beiträgt.
Und dann kommt Frank.
Frank Stronach ist der erste Gast der "Sommergespräche", die nun montags um 21.05 Uhr in ORF2 zu sehen sind. Denn so wollen es die ORF-Regeln: Es geht nicht um die Sache, sondern um Parteien, genauer Parlamentsparteien. Und auch wenn Stronachs Team in Auflösung begriffen ist, weil der nicht mehr will, hat er das "Recht" auf Sendezeit.
Fühlt sich das nicht absurd an? "Ich würde eher sagen herausfordernd", meint Susanne Schnabl mit einem Lächeln.
Hochamt
50 Minuten dauert jedes "Sommergespräch", eine Ewigkeit für eine Fernseh-Journalistin und für Schnabl ein wesentlicher Punkt: "Sich Zeit für ein langes Interview zu nehmen, das nicht der Hektik unterworfen ist, die ein strenges Zeitkorsett mit sich bringt, halte ich für sehr zeitgemäß angesichts der Fülle an Themen sprich vielen Fragen, die sich aktuell stellen. " Und für Antworten wird sie auch um Nachfragen nicht verlegen sein.
ORF-Wahl
Die "Sommergespräche" fallen ORF-intern in eine heikle Zeit. Am 9. August steht die Kür des ORF-Generaldirektors an. Und nicht weit danach der erneute Wahlgang um den HBP. Eine "falsche" Frage an Blau oder Grün, die im Stiftungsrat mit das Zünglein an der Waage bilden, könnte die ORF-Wahl beeinflussen. Ist das Schnabl bewusst? "Die Frage ist falsch adressiert. Ich frag mich eher, stimmen Stiftungsräte wegen kritischer Fragen in einem ,Sommergespräch‘ für oder gegen einen Kandidaten? Auf welcher Grundlage Entscheidungen getroffen werden, müssen sie demnach die Stiftungsräte fragen."
Die Moderation der "Sommergespräche" sind für Schnabl ein Schritt in eine noch größere Öffentlichkeit. Damit muss sie nicht nur mit simpler (TV-)Kritik rechnen, sondern insbesondere auch mit Gehässigkeiten in sozialen Medien bis hin zum Shitstorm. "Ich versuche, das so gut es geht auszublenden und mich nicht von meiner Arbeit ablenken zu lassen", meint Schnabl. "Recht machen kann man es nie jedem, und das ist und kann auch nicht die Aufgabe von Journalisten sein. Daher konzentriere ich mich jetzt auf die Vorbereitungen."
Info: Alle "Sommergespräche" bleiben bis zum 12. September auf der ORF-TVthek abrufbar.
Termine (Sendung stets um 21.05, ORF2):
1. August: Matthias Strolz, Vorsitzender Neos
8. August: Eva Glawischnig, Bundessprecherin und Klubobfrau Die Grünen
22. August: Heinz-Christian Strache, Bundesparteiobmann und Klubobmann FPÖ
29. August: Reinhold Mitterlehner, Vizekanzler und Bundesparteiobmann ÖVP
5. September: Christian Kern, Bundeskanzler und Parteivorsitzender SPÖ