Kultur

Rapper Dame singt über seine Trennung, den Tod und Schnitzel mit Peitschenhieb

Etwas schräg, sagt Dame, sei sein Song „Deine Tränen“. In diesem Track des neuen Albums „All meine Farben“ freut sich der als Michael Zöttl geborene Rapper und Musiker darüber, dass jemand weint.

„Die Story dahinter ist aber lustig“, rechtfertig er sich im Interview mit dem KURIER. „Das Lied handelt von einem skurrilen Treffen mit einem Freund. Wir wollten auf ein Bier gehen und sind einfach in irgendein Lokal reingegangen, das wir nicht kannten. Wir haben uns nicht viel gedacht, und sind erst stutzig geworden, als wir Essen bestellen wollten. Da standen Sachen wie ,Schnitzel mit Peitschenhieb‘ auf der Karte. Als dann noch eine nackte Frau vorbeispaziert ist, um sich an der Bar ein Bier zu holen, haben wir gemerkt, wir sind in einem S&M-Etablissement. Es war aber nicht unbehaglich. Wir haben uns dann mit einigen unterhalten und sie haben gesagt, dass sie es einfach mögen, Schmerz zu empfinden.“

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Das ist allerdings das einzige Lied von „All meine Farben“, das einen witzigen Hintergrund hat. Sonst beschäftigt sich Dame, der mit seiner Musik immer schon „eine Art Tagebuch“ geschrieben hat, mit eher düsteren Themen, macht sich Gedanken über die Liebe, Enttäuschungen und das Scheitern. Und darüber, wie es ist, nicht verstanden zu werden.

„Diese Songs sind alle während der Pandemie entstanden“, sagt er. „Da war auch ich plötzlich allein und habe viel nachgedacht. Ich habe auch eine Trennung durchgemacht. Die ist zwar sehr harmonisch und ohne Rosenkrieg abgelaufen, aber sich auf den neuen Lebensabschnitt einzustellen, war auch eine Herausforderung. Und auch in meinem Umfeld haben Leute ihr Leben überdacht und neu geordnet, Jobs gewechselt und sich gefragt, ist es richtig, so wie ich es mache.“

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Musikalisch begleitet wird das zwar immer noch gelegentlich von Hip-Hop-Sounds. Breiten Raum nehmen auf „All meine Farben“ aber auch Pop, Gitarre- und Klavier-Balladen und R&B-Vibes ein. „Das liegt daran, dass ich mich normalerweise mit meinem Produzenten treffe und im Studio mit ihm an den Beats bastle. In der Pandemie ging das nicht. Ich war viel zuhause, habe sehr viel Gitarre oder Klavier gespielt. Deshalb sind diese Songs an diesen Instrumenten entstanden und klingen deshalb melodiöser, als man es von mir gewohnt ist.“

Auch der Song „Wäscheleine“ über die letzten Erinnerungen an die zerbrochene Beziehung, ist so eine sanfte Ballade. Genauso wie „Leg dich zur Ruh“, das Dame einem ihm nahestehenden Mann gewidmet hat, der mittlerweile verstoben ist. „Er war schon älter und hatte auch schon die Diagnose, dass er bald sterben wird. Er hat sich aber unheimlich schwer damit getan, Abschied zu nehmen und vom Leben loszulassen. Man hat aber auch gemerkt, dass er größte Mühe hat, Hilfe von in Anspruch zu nehmen, weil er es zum Beispiel nicht mehr geschafft hat, allein ins Bett zu kommen. Das mitanzusehen hat mich sehr beschäftigt, weil ich diesem Menschen den Tod gewünscht hätte. Denn der wäre eine Erlösung für ihn gewesen.“

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In dem Song „Antarktis“ geht es um Menschen, die ihre Verletzlichkeit verbergen wollen und deshalb Fassaden aufbauen. „Ich habe viele Freunde in der Musikindustrie, die, wenn ich sie frage, wie es ihnen geht, sofort loslegen mit: ,Ich war gerade da und da auf Tour und jetzt bereite diese EP vor!‘ Ich denke dann, hey, ich habe dich gefragt, wie es dir geht!“

Er selbst, sagt Dame, habe nie so eine Rolle gespielt – speziell nicht die des harten Rappers. „Ich habe mich eigentlich immer so gegeben, wie ich bin, und hatte auch nie das Gefühl, ich muss es anders machen und gewisse Hip-Hop-Klischees erfüllen. Ich habe keine Tattoos und habe auch nie den harten Rapper gespielt. Das zeigt auch dieses Radiointerview, bei dem ich einmal war: Die Leute, die mich im Foyer abholen sollten, haben mich ewig lange gesucht, haben gedacht, ich bin zu spät. Dabei bin ich eh die ganze Zeit dort gesessen. Die sind aber nicht auf die Idee gekommen, dass ich der Rapper bin, weil ich eben nicht so ausschaue.“