Kultur

Premiere von "Mathis der Maler"

Nein. Das war Keith Warners erste, spontane Reaktion, als die Anfrage des Theaters an der Wien kam. Ausgerechnet Paul Hindemiths szenisch nicht leicht zu bändige Oper „Mathis der Maler“ wollte der britische Regisseur anfangs gar nicht.

Am Mittwoch aber ist an der Wien Premiere, und Warner hat seine Zusage „überhaupt nicht bereut“.

Kein Künstlerdrama

„Ich habe anfangs gedacht, diese Oper rund um den Maler Matthias Grünewald, Schöpfer des Isenheimer Altars, sei ein Künstlerdrama zur Zeit der Reformation und der Bauernkriege. Je länger ich mich aber mit dem Werk und der Partitur auseinandergesetzt habe, desto klarer wurde mir, dass es hier vor allem um Einsamkeit geht. Ein auch heute ganz zentrales Thema. Wir haben Internet, Mail, SmartPhones und vieles mehr, werden trotz all dieser Kommunikationsformen aber immer isolierter.“

Dass Hindemiths Oper von den Nazis verboten wurde und 1935 in Zürich zur Uraufführung kam, hat Warner „weniger interessiert“. Denn: „NS-Leute auf der Bühne – das haben wir doch schon tausend Mal gesehen, meistens ziemlich schlecht. Meine Inszenierung soll zeitlos sein und Themen wie Kunst und Religion den Menschen näherbringen. Von all diesen krampfhaften Aktualisierungsversuchen halte ich nämlich recht wenig.“

Szenenfotos der Oper

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Eine Heimat

Das Theater an der Wien ist für Warner „längst meine Heimat“ geworden. Hier hat er schon mit Blochs „Macbeth“, Mozarts „Don Giovanni“, Schulhoffs „Flammen“, Haydns „Orlando paladino“ und mit Janáceks „Katja Kabanova“ für Furore gesorgt. Warner: „Das Team dieses Hauses ist großartig, und ich bin mit Intendant Roland Geyer schon auf der Suche nach einer neuen Oper.“

Abgeschlossen sind hingegen zwei andere Abenteuer, in negativer wie in positiver Hinsicht. 2011 war Warner für eine Saison lang Direktor der Oper Kopenhagen: „Ich musste nach einem Jahr gehen, denn die politisch Verantwortlichen haben entgegen meines Vertrages das Budget gleich um ein Drittel gekürzt. Das wollte ich nicht mittragen.“

Bei einem anderen Projekt aber gerät Warner ins Schwärmen. An der Londoner Covent Garden Oper hat er heuer Richard Wagners „Ring“ inszeniert; am Pult Antonio Pappano und mit einer Top-Besetzung. „Das war vielleicht die beste Zeit meines Lebens“, lacht Warner. Nachsatz: „Aber ich werde auch im Wagner-Jahr 2013 nicht untätig sein.“