Kultur

Petterson: Graue Zeit, die nur langsam vergeht

Über das Glück oder Unglück von Pettersons Romanhelden Audun lässt sich streiten. Die Absurdität des Lebens hat er früh erkannt, zumal sich der Buchtitel "Ist schon in Ordnung" (übers. von Ina Kronenberger) als sein Leitspruch entpuppt. Mit scheinbarer Gleichgültigkeit erzählt uns der 18-jährige, der Schriftsteller werden will, Roadtrip-artig seine Geschichte(n), ohne Roadtrip halt.

Dieser spielt sich in Auduns Kopf ab. Er färbt seine Realität, den Arbeiterbezirk von Oslo, der grau ist. Auch gelb, gelbfieber-gelb. Verdreckte Reihenhäuser mit Gefängnisbalkonen prägen die Gegend, in der Audun mit seiner Mutter lebt. Vater ist verschwunden, der kleine Bruder gestorben.

Raffinierte Rückblenden

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Erinnerungen werden in Rückblenden raffiniert dargestellt. Audun denkt an seinen besoffenen Vater und ans weiche Bett der schönen Signe mit dem großen Busen, in dem er aufwachte, nachdem er im Fluss fast ertrunken wäre. Die Schule will er nun an den Nagel zu hängen, zumal Jack London ja auch kein Gymnasium besucht hat.

Er landet schließlich an einem Ort, der hoffnungslos scheint. Erst Abrahamsen, ein äußert kluger alter Mann, bringt Audun auf den Gedanken, dass er sein Leben vor sich hat und es schon morgen eine Wende geben kann. Doch jetzt ist eben jetzt und bis es morgen werden wird, dauert es noch lange: "Ist schon in Ordnung."

Ohne einen Hauch von pathetischen Mitleidserregern schafft es Petterson schonungslos und sanft zugleich, uns in die brutale Realität eines Jungen voller Träume und Hoffnungen zu ziehen, der wohl das Beste aus seinem trostlosen Jetzt.

KURIER-Wertung: ****
von *****