Kultur

Lächerliche Punks und Saturn-Stürme

"Wenige Instrumente, die mächtig klingen!" Mit diesem Ansatz ging Paul Weller an die Produktion seines neuen Albums "Saturns Pattern". Das Resultat ist einmal mehr ein zeitlos schönes Album, das mühelos Rock, Funk, Glam und Psychedelic vereint und genauso berührend wie unterhaltsam ist. Im KURIER-Interview erzählt der 56-Jährige Brite, welche Rolle Saturn für ihn spielt und warum er keine politischen Songs mehr schreibt.

KURIER: Interessieren Sie sich für Astrologie?

Paul Weller: Ich interessiere mich dafür, weiß aber nichts darüber. Der Albumtitel ist mir einfach eingefallen. Ich habe ein paar mögliche Titel aufgeschrieben und diese Phrase ist hängen geblieben. Interessant war, dass ich später eine Website namens "Saturns Pattern" gefunden habe. Die sagt, dass es am Nordpol des Saturn Stürme gibt, die hexagonale Muster bilden. Und erst vor ein paar Tagen habe ich auf einem Foto gesehen, dass auf meinem Gesangsmikrofon Saturn und auch noch Pattern steht. Ob ich das gesehen habe, und es sich so in mein Unterbewusstsein gegraben hat, kann ich nicht sagen. Aber es ist schon interessant, wie das Universum so spielt – wie man beiläufig Sachen auswählt und erst später die Bedeutung erfasst.

Dann glauben Sie, dass solche Einfälle aus dem Universum kommen?

Das ist sicher eine Quelle der Inspiration. Das Universum ist ja auch faszinierend. Der Grund, warum Religionen so bedeutend sind, denn sie beantworten all die großen Fragen, die uns das Universum gibt: Warum sind wir hier? Was machen wir hier? Ich selbst glaube jetzt nicht mehr daran, aber Religionen geben vielen Leuten einen Sinn.

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Sie sagen "nicht mehr": Waren sie jemals religiös?

Nur in spiritueller Hinsicht, nicht im Sinne von christlich oder muslimisch oder was immer. Ich bin nur so enttäuscht, dass Religionen so antiquiert und mittelalterlich sind. Wenn man all die entsetzlichen Gräueltaten hernimmt, die auf der Welt im Namen von Religionen passieren – das passt nicht zusammen. Die Bibel ist durchdrungen von Widersprüchen, die von Menschen gemacht sind, über die Jahrhunderte hineingeschrieben wurden, um die Leute zu kontrollieren.

Offenbar ist der Zustand der Welt immer noch ein Thema für Sie. Warum schreiben Sie dann keine politischen Songs mehr?

Ja, ein wichtiges Thema. Darüber denke ich viel nach. Aber ich schreibe nicht mehr darüber, weil es nur exakt dasselbe wäre, was ich schon vor so vielen Jahren geschrieben habe: Die Tatsache, dass die Macht immer noch in den Händen von wenigen Leuten ist, dass die Welt nur von alten Männern regiert wird, dass die Banken alles kontrollieren. Ich habe ja versucht, auch jetzt politische Songs zu schreiben. Aber es kamen nur Klischees heraus.

Ihre Band The Jam wurde von Ihrem Vater gemanaget. Wie war das – in der Punk-Ära, in der all ihre Altersgenossen gegen das Establishment rebellierten?

Ich habe meinen Vater nie als Establishment gesehen. Er hat mich so geliebt, dass er mich immer unterstützt hat. Als ich mit zwölf Jahren mit dem Gitarrespielen begann, sagte er "großartig" – auch wenn ich nur einen Akkord anschlug. Er war nicht musikalisch, im Bauwesen, aber deshalb begann er, uns Auftritte zu buchen. Als wir unseren ersten Plattenvertrag bekamen, sagte er, ich weiß nicht, ob ich das auf dem Level noch machen kann. Und wir alle – ich, Drummer Rick Buckler und Bassist Bruce Foxton – sagten: "Wir machen es entweder so wie bisher mit dir – oder gar nicht!"

Sie haben kürzlich Ihre klassisch schicke Modelinie "Real Stars Are Rare" vorgestellt und waren schon damals – ganz gegen den Trend – ähnlich gekleidet. Hassten Sie die Punk-Mode?

Die ursprüngliche Punk-Szene war anders. 1976 und Anfang 1977 haben alle ihre eigenen Outfits entworfen, das war nicht die Uniform, die es später geworden ist. Da hat man Stile gemischt, der Look war vielseitig, kam von den Leuten und nicht von der High Street. Aber als man zwei Jahre später auf der Kings Road diese lächerlichen Punks mit Irokesen und den Sicherheitsnadeln sah, wurde es langweilig.