Kultur

Otto ist 75: Eistorte für den Außerfriesischen

Bei der KURIER-ROMY-Gala am 22. April ließ sich die Popularität von Otto Waalkes gar nicht so sehr an der Dauer der Standing Ovations ablesen, nachdem er seine Platin-ROMY fürs Lebenswerk erhielt. Vielmehr war es die Aftershow-Party, die das wahre Ausmaß seines Legendenstatus bewies. Es bildeten sich Schlangen von Menschen jeden Alters, die um ein Selfie mit dem Kult-Ostfriesen baten. Otto ließ dabei niemanden abblitzen und erfüllte noch dazu Wünsche nach personalisierten Ottifanten-Zeichnungen.

Maler Otto

Nun wird der Publikumsliebling also 75 und ist immer noch der kleine Friesenjung, der sich mittlerweile sogar auf TikTok seine Lacher abholt. Sein unverkennbarer Stil hat sich über die Jahrzehnte kaum geändert. Gleichzeitig erfindet sich Waalkes, geboren am 22. Juli 1948 im niedersächsischen Emden, immer wieder neu – er ist Schauspieler, Komiker, Musiker und Maler. Nach wie vor widmet sich Otto Waalkes energiegeladen neuen Projekten. Erst im Juni eröffnete er im Buchheim Museum am Starnberger See seine erste Ausstellung in Bayern. Bis November werden dort viele seiner Ottifanten-Bilder gezeigt - rund 200 Gemälde und Zeichnungen sowie Filmplakate, Plattencover und Requisiten. Kunst tue ihm einfach gut, sagt er dazu. Die spannendste Entdeckung der vergangenen Jahre sei „vermutlich die Wiederentdeckung der Malerei und des Vergnügens, das ich dabei empfinde“ gewesen, sagt er.

Ottos Karriere startete in den frühen 1970er-Jahren mit albern-witzigen Wortspielen und Parodien auf kleinen Bühnen und Clubs. Als er die Mitschnitte davon 1972 in seinem eigenen Plattenlabel veröffentlichte und wenig später mit der „Otto Show“ im Fernsehen lief, wurde er schlagartig berühmt.

Mehr dazu lesen: Hommage an Otto zur Platin-ROMY

In einem Deutschland, das durch einen Nachkriegshumor, der kaum über Heinz Erhardt hinausging, vor den Erfolgen von Loriot nicht gerade blendend unterhalten war, traf Waalkes‘ anarchischer Stil einen Nerv. Seine unendlich scheinenden „Hänsel & Gretel“-Parodien („Eine habe ich noch!“) gingen schließlich ins kollektive Gedächtnis über. Mit seinen Filmen (z.b. „Otto – der Außerfriesische“) lockte er ab 1985 Massen in die Kinos. Bei „Otto - der Film“ waren es rund neun Millionen.

Phänomen

Ein weiteres Otto-Phänomen: Würden andere Komiker ähnliche Kalauer verwenden, rümpfte man wohl ordentlich die Nase. Aber auf Otto können sich meistens alle einigen. Das kann man wieder mit der ROMY-Afterparty belegen. Dort übernahm der Außerfriesische einfach spätnachts die Bühne, spielte mit der Showband sein „Friesenjung“ (nach Stings „Englishman in New York) und brachte die Tanzfläche zum Kochen. Passend auch das AC/DC-Cover: „Erst am Heimweg wird’s hell“.

Zu seinem 75. Geburtstag wünscht er sich nur: „Dass noch viele weitere folgen und eine Eistorte.“