Kultur/Oscar

"Eine Ode an die Frauen"

Wie würde die Welt aussehen, wenn alle Staatspräsidenten Frauen wären? Wenn alle Talkshow-Moderatoren Frauen wären? Das wäre doch eine ganz andere Welt. In Bezug auf die Rolle der Frauen in unserer Gesellschaft ist immer noch vieles unausgeglichen."

Um darauf hinzuweisen, hat Pharrell Williams sein Montag erscheinendes zweites Solo-Album "G I R L" genannt. Deshalb, erklärt er bei der Listening Session im Londoner Büro seiner Plattenfirma, schreibe er den Titel in Groß-Buchstaben. Und bitteschön mit zwei Leerzeichen zwischen jedem, damit die Intention eine "Ode an die Frauen" zu schreiben plakativ verdeutlicht werde.

Umstritten

Blenden wir ein paar Monate zurück: "Blurred Lines" von Pharrell Williams und Robin Thicke war 2013 nicht nur der größte Hit des Sommers, sondern auch der umstrittenste. Nicht wenige Frauen fühlten sich von dem koketten Aufreißer-Party-Track angegriffen. Als eine Bloggerin den Hit gar als Aufruf zur Vergewaltigung verstand, wurde er von vielen Radiostationen verbannt.

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Verstärkt wurde die Kontroverse durch ein erstes Video, in dem Models oben ohne (und unten nur spärlichst "mit") zwischen Thicke und Williams tanzten.

Eine Vorgeschichte, mit der Williams Erklärungen bezüglich "G I R L" wie eine Entschuldigung oder Reaktion auf die "Blurred Lines"-Kontroverse wirken. Doch das bestreitet der 40-Jährige Amerikaner später beim Pressegespräch mit dem KURIER in einem Londoner Hotel: "Ich glaube, die Frauen, die sich von ,Blurred Lines‘ angegriffen fühlten, taten das aufgrund des Videos. Denn im Text sagen wir deutlich, dass wir Männer nicht die Macker sind. Nein, ich hatte eigene Gründe, das Album so zu nennen. Denn ich habe immer davon geträumt, eine Platte zu machen, in der es nicht um mich geht, sondern um etwas viel Größeres."

Das Größere, das wird in den Texten von "G I R L" schnell deutlich, ist aber nicht vorwiegend der Feminismus, sondern die Frau als wunderbares, faszinierendes Wesen. Themen der Songs: körperliche Anziehung, Sex und Partner-Werbung.

Musikalisch orientiert sich Williams am Party-Sound der 70er-Jahre, gibt funkigen Gitarren viel Raum, erinnert mitunter an den frühen Michael Jackson – und bleibt so eigenständig, kantig und brillant einfallsreich, wie man ihn als Produzent kennt. Mindestens fünf potenzielle Charts-Renner hat er auf der CD – neben dem aktuellen Super-Hit "Happy". Die zu kreieren, sagt er, sei ihm viel leichter gefallen, als alles, was er 2006 für sein erstes Solo-Album aufnahm, weil er nicht über sich selbst schreiben musste: "Ich kann mich nur schwer selbst analysieren und beurteilen", sagt er. " Außerdem ist es mir langweilig, über mich selbst zu reden. Da kommt nur Prahlerei raus – Gebrabbel darüber, mit wem ich ausgehen will, wo ich wohnen will, welches Auto ich fahren will." Er sei zwar noch ein großes Kind, erzählt er, liebe immer noch Sponge Bob. Aber auf eine "nicht aktivistische Weise" wolle er etwas gegen das Ungleichgewicht zwischen Mann und Frau tun.

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Wobei Williams aber auch nicht der Meinung ist, dass unsere Welt von Männern dominiert wird. Denn, sagt er, es seien die Frauen, die die Grundpfeiler der Existenz sind. "Wenn Frauen sagen würden, wir wollen keine Kinder mehr bekommen, wäre es aus. So gesehen ist eine von Männern dominierte Welt nur eine Illusion."

Oscars

Am Sonntag tritt Williams bei der Oscar-Verleihung nicht nur auf, sondern auch an: Mit "Happy" aus dem Soundtrack zu "Ich – einfach unverbesserlich 2" ist er – zusammen mit U2 – in der Kategorie "Bester Song" nominiert und wird den Hit bei der Gala auch live singen.

"Das zu gewinnen, wäre magisch", sagt er. "Alles, was jetzt schon passiert ist, ist magisch. Ich war immer zufrieden damit, der Produzenten-Typ hinter den Musikern zu sein. Und jetzt bringt mich dieser Song massiv in den Vordergrund. Auch dass die Leute mein Video in ihren Städten nachdrehen und online stellen. Ich habe viele davon gesehen und es wird nie langweilig. Denn die Leute zu beobachten, wie sie für die vier Minuten des Songs glücklich sind, ist unglaublich."