Kultur/Oscar

Gewinner ist ... schon wieder nicht Leonardo DiCaprio?

Österreicher sind heuer (fast) keine dabei. Einzig Christoph Waltz darf mit einem Oscar in der Hand die Bühne betreten – um sie dann einem der Gewinner zu überreichen. Und wer bei der 86. Oscarverleihung in Los Angeles einen Goldbuben bekommt, wird sich in der Nacht auf Montag herausstellen.

Unter den Nominierten befinden sich einige, die die höchste Auszeichnung der amerikanischen Filmindustrie schon längst verdient hätten – und womöglich heuer wieder nicht erhalten. Leonardo DiCaprio wäre so ein ewiger Anwärter. Diesmal steht er für sein entfesseltes Spiel als Banker in Martin Scorseses "The Wolf of Wall Street" auf der Nominierungsliste – als bester Schauspieler.

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Nicht zum ersten Mal. Bereits im Alter von 19 Jahren wurde Leonardo DiCaprio erstmals als kleiner, geistig zurück gebliebener Bruder von Johnny Depp in " Gilbert Grape – Irgendwo in Iowa" als bester Nebendarsteller nominiert. Für "Aviator" (2005) und "Blood Diamond" (2009) erhielt er sogar Nominierungen als bester Hauptdarsteller. Gewonnen hat er noch nie (ein Schicksal, das er mit Johnny Depp teilt) – trotz seiner konstant hervorragenden Leistungen mit profilierten Regisseuren wie Martin Scorsese.

Und auch heuer könnte es für DiCaprio eng werden: Sein größter Rivale im Rennen um den Sieg als bester Hauptdarsteller heißt wohl Matthew McConaughey. McConaughey begeisterte Kritik und Publikum einhellig mit seiner Radikal-Diät in "Dallas Buyers Club". Für die charismatische Rolle eines an Aids erkrankten Rodeoreiters, der sich zum engagierten Aktivisten entwickelt, warf McConaughey eine unglaubliche Menge an Körpergewicht ab. Ausgemergelt spielt er bis zur Selbstaufgabe – eine Leistung, die die Oscar-Jury durchaus mit einer Statuette belohnen könnte. Es sei denn, die Entscheidung fällt für einen 77-jährigen Außenseiter wie Bruce Dern. Der Hollywood-Veteran aus dem Kino der 60er- und 70er-Jahre spielt in Alexander Paynes ausgezeichnetem Provinzdrama "Nebraska" einen störrischen Farmer. Dern wurde 1979 für besten Nebendarsteller in Hal Ashbys Vietnam–Drama "Coming Home – Sie kehren heim" nominiert. Und danach nie wieder. Heuer wäre seine (vielleicht letzte) Chance für einen Oscar-Gewinn.

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Bei den Männern bleiben dann in der Kategorie bester Hauptdarsteller noch der formidable Christian Bale für "American Hustle" – und der herausragende Chiwetel Ejiofor aus "12 Years a Slave" zur Wahl. Denn völlig übersehen wurde ein anderer Hollywood-Veteran, dessen Leistung komplett unter den Tisch fiel: Robert Redford hätte sich für seinen Überlebenskampf auf hoher See in "All Is Lost" ebenfalls eine Nominierung verdient.

Wer auch schon länger auf der Anwärter-Liste für den Oscar wartet, ist Brad Pitt. Zwar zählt man ihn zu den mächtigsten Männern Hollywoods, doch für einen Oscar hat es noch nie gereicht. Drei Mal wurde Pitt nominiert (darunter für "12 Monkeys" und "Der seltsame Fall des Benjamin Button") – und so auch heuer wieder: Für die Kategorie bester Film mit dem Sklavendrama "12 Years a Slave", das Pitts Filmfirma produziert hat.

Apropos langes Warten: Sollte "12 Years a Slave" auch den Oscar für beste Regie gewinnen, würde damit der Preis erstmals in der Geschichte an einen schwarzen Spielfilmregisseur gehen – an den Briten Steve McQueen.

Damenwahl

Bei den Damen steht vor allem Cate Blanchett auf der Wunschliste: Für ihr nuanciertes Spiel als abgetakelte Lady in Woody Allens "Blue Jasmine" würden ihr viele den Oscar gönnen. Die 44-Jährige wurde insgesamt vier Mal nominiert und erhielt 2004 den Oscar für beste Nebendarstellerin in "Aviator". Blanchett wäre in jedem Fall eine spannendere Wahl als wieder Meryl Streep, die für das Drama "Im August in Osage County" antritt.

Streep besitzt bereits drei Oscars und ist mit ihren insgesamt 18 Nominierungen die Spitzenreiterin unter den Schauspielerinnen.

Bester Film
- „12 Years a Slave“
- „Captain Phillips“
- „Gravity“
- „Philomena“
- „The Wolf of Wall Street
- „American Hustle
- „Dallas Buyers Club“
- „Her“
- „Nebraska

Beste Regie
- Steve McQueen („12 Years a Slave“)
- David O. Russell („American Hustle“)
- Alfonso Cuarón („Gravity“)
- Alexander Payne („Nebraska“)
- Martin Scorsese („The Wolf of Wall Street“)

Bester Hauptdarsteller
- Chiwetel Ejiofor („12 Years a Slave“)
- Matthew McConaughey („Dallas Buyers Club“)
- Bruce Dern („Nebraska“)
- Leonardo DiCaprio („The Wolf of Wall Street“)
- Christian Bale („American Hustle“)

Beste Hauptdarstellerin
- Cate Blanchett („Blue Jasmine“)
- Sandra Bullock („Gravity“)
- Judi Dench („Philomena“)
- Amy Adams („American Hustle“)
- Meryl Streep („August: Osage County“)

Bester Nebendarsteller
- Jared Leto („Dallas Buyers Club“)
- Barkhad Abdi („Captain Phillips“)
- Bradley Cooper („American Hustle“)
- Michael Fassbender („12 Years a Slave“)
- Jonah Hill („The Wolf of Wall Street“)

Beste Nebendarstellerin
- Jennifer Lawrence („American Hustle“)
- Sally Hawkins („Blue Jasmine“)
- June Squibb („Nebraska“)
- Lupita Nyong’o („12 Years a Slave“)
- Julia Roberts („August: Osage County“)

Bester nicht-englischsprachiger Film
- „The Hunt“ (Dänemark)
- „La Grande Bellezza - Die große Schönheit“ (Italien)
- „Omar“ (Palästina)
- „The Broken Circle Breakdown“ (Belgien)
- „The Missing Picture“ (Kambodscha)

Bester Kurzfilm
- "Aquel No Era Yo" (E. Crespo)
- "Avant Que De Tout Perdre" (X. Legrand, A. Gavras)
- "Helium" (A. Walter, K. Magnusson)
- "Pitääkö Mun Kaikki Hoitaa?" (S. Vilhunen, K. Saari)
- "The Voorman Problem" (M. Gill, B. Li)

Bester Animationsfilm
- "Die Croods"
- "Ich – Einfach Unverbesserlich 2"
- "Ernest & Celestine"
- "Die Eiskönigin – Völlig unverfroren"
- "Kaze Tachinu"

Bestes Orgininal-Drehbuch
- "American Hustle" (Eric Warren Singer und David O. Russell)
- "Blue Jasmine" (Woody Allen)
- "Dallas Buyers Club" (Craig Borten und Melisa Wallack)
- "Her" (Spike Jonze)
- "Nebraska" (Bob Nelson)

Bester Filmsong
- "Ich – Einfach Unverbesserlich 2" (P. Williams)
- "Die Eiskönigin" (K. Anderson-Lopez, R. Lopez)
- "Her" (K. O und S. Jonze)
- "Mandela – Der lange Weg zur Freiheit" (P. Hewson, D. Evans, A. Clayton, L. Mullen)

Beste Kamera
- "The Grandmaster" (Philippe Le Sourd)
- "Gravity" (Emmanuel Lubezki)
- "Inside Llewyn Davis" (Bruno Delbonnel)
- "Nebraska" (Phedon Papamichael)
- "Prisoners" (Roger Deakins)

Bestes Kostümdesign
- "12 Years a Slave" (P. Norris)
- "American Hustle" (M. Wilkinson)
- "The Grandmaster" (W. Chang Suk Ping)
- "Der große Gatsby" (C. Martin)
- "The Invisible Woman" (M. O’Connor)

Die Oscar-Preisverleihung wird am Sonntag auf ORFeins (ab 2.00) und auf PRO 7 (ab 1.00) live übertragen. Zusätzlich laufen "Oscar"-Filme wie "The Descendants" (ORFeins, PRO 7, 20.15) und "The Help" (ORFeins , 22.00). Im Wiener Gartenbaukino findet die traditionelle Oscar-Nacht statt. Der KURIER berichtet live ab 2.00: Live-Ticker unter KURIER.at/oscars.