"Gravity" räumt ab, McQueen schreibt Geschichte
Von Mathias Morscher
Ein Weltraumdrama sorgte für die meisten Oscars, ein Sklavendrama für die emotionalsten Momente. Auch wenn die großen Überraschungen bei der 86. Verleihung der Academy Awards ausgeblieben sind: "Gravity" räumte ab und Steve McQueen schrieb in der Nacht auf Montag Oscar-Geschichte. Sein "12 Years a Slave" wurde zum besten Film gekürt. Er ist damit der erste schwarze Filmemacher, dessen Werk mit dem Oscar in der Königskategorie ausgezeichnet wurde. Das brutale und zugleich tief berührende Sklavendrama ist erst der dritte Spielfilm des 44-jährigen Briten.
Der Film erhielt zudem zwei weitere Oscars: Die schwarze Schauspielerin Lupita Nyong'o wurde als beste Nebendarstellerin geehrt; außerdem erhielt „12 Years a Slave“ den Oscar für das beste adaptierte Drehbuch.
Der befürchtete Regen ist in Los Angeles weitgehend ausgeblieben, die Stardichte war traditionell hoch. Durch die Show-Highlights führte auf erfrischend amüsante Art Talkshow-Größe Ellen DeGeneres.
Die Gewinner im Überblick
Abräumer
Der große Gewinner dieser Oscar-Nacht war das Weltraumdrama „Gravity“. Der 3D-Film von Regisseur Alfonso Cuarón räumte sieben goldene Statuen ab, darunter den wichtigen Oscar für die beste Regie. Cuarón ist damit der erste Mexikaner, der einen Regie-Oscar bekam. Außerdem triumphierte sein Film in den Kategorien Filmmusik, Kamera, Spezialeffekte, Filmschnitt, Tonmischung und Tonschnitt.
Zwei wichtige Schauspielerpreise sowie der Make-up/Frisuren-Oscar gingen an das Aids-Drama „Dallas Buyers Club“.
Einen einsamen Rekord stellte indes Italien auf: Durch die Wahl von Paolo Sorrentinos "La Grande Bellezza" zum besten nicht-englischsprachigen Film, setzte sich das Land in der Allzeitwertung beim Auslandsoscar klar von Frankreich ab. Insgesamt elf Auszeichnungen erhielt Italien in dieser Kategorie, während Frankreich hier "nur" auf neun kommt.
Verlierer
"American Hustle" war der große Verlierer des Abends. Das von Kritikern gelobte Gangsterverwirrspiel von David O. Russell konnte von seinen zehn Nominierungen sage und schreibe null in einen Oscar ummünzen. Leonardo DiCaprio konnte sich ein weiteres Mal nicht durchsetzen.
Bei der Gala selbst wurde heuer auf Schlichtheit gesetzt und auf einen spektakulären Eröffnungsauftritt oder pausenfüllende Gesangsnummern und Musical-Medleys verzichtet. Kurze Filmcollagen widmeten sich realen und animierten "Helden" des Kinos, Popsängerin Pink - und nicht die Kinder von Judy Garland, wie im Vorfeld spekuliert - zollte dem Klassiker "Der Zauberer von Oz" mit ihrer Interpretation von "Somewhere Over the Rainbow" Tribut und Bette Midler sang im Anschluss an die traditionelle Würdigung der kürzlich verstorbenen Künstler ihren Hit "Wind Beneath my Wings".
Pizza, Selfie & Twitterrekord
Gastgeberin Ellen DeGeneres, die die Verleihung bereits 2007 moderiert hatte, holte zwar in ihrem Eröffnungs-Monolog zum üblichen Rundumschlag auf Kosten der Nominierten aus. "Ihr habt zusammen schon über 1.400 Filme gemacht - und seid zusammen 6 Jahre aufs College gegangen", beschied die 56-Jährige ihren Kollegen, die sie wiederholt im Zuschauerraum begrüßte.
Hat ihr Vorgänger Seth MacFarlane 2013 noch weibliche Nacktheit im Film mit einer eigenen Gesangseinlage angepriesen, wagte Ellen DeGeneres mit einer Anspielung auf Jonah Hills Masturbationsszene in "The Wolf of Wall Street" nur einen Witz unter der Gürtellinie. "Du hast uns etwas gezeigt, das ich schon sehr, sehr lange nicht mehr gesehen habe", so die lesbische Komikerin.
Kategorie | ||
Bester Film | "12 Years a Slave" | (Regie: Steve McQueen, Produzenten: Brad Pitt, Dede Gardner, Jeremy Kleiner, Steve McQueen and Anthony Katagas) |
Regie | Alfonso Cuaron | ("Gravity") |
Hauptdarsteller | Matthew McConaughey | ("Dallas Buyers Club") |
Hauptdarstellerin | Cate Blanchett | ("Blue Jasmine") |
Nebendarstellerin | Lupita Nyong'o | ("12 Years a Slave") |
Nebendarsteller | Jared Leto | ("Dallas Buyers Club") |
Nicht-englischsprachiger Film | "La Grande Bellezza" | (Italien, Regie: Paolo Sorrentino) |
Kamera | Emmanuel Lubezki | ("Gravity") |
Originaldrehbuch | Spike Jonze | ("Her") |
Adaptiertes Drehbuch | John Ridley | ("12 Years a Slave") |
Schnitt | Alfonso Cuaron und Mark Sanger | ("Gravity") |
Filmmusik | Steven Price | ("Gravity") |
Filmsong | "Let It Go" | Von Kristen Anderson-Lopez und Robert Lopez ("Frozen") |
Produktionsdesign | Catherine Martin und Beverley Dunn | ("The Great Gatsby") |
Tonschnitt | Glenn Freemantle | ("Gravity") |
Tonmischung | Skip Lievsay, Niv Adiri, Christopher Benstead und Chris Munro | ("Gravity") |
Spezialeffekte | Tim Webber, Chris Lawrence, David Shirk und Neil Corbould | ("Gravity") |
Animationsfilm | "Frozen" | (Regie: Chris Buck und Jennifer Lee) |
Animations-Kurzfilm | "Mr. Hublot" | (Regie: Laurent Witz und Alexandre Espigares) |
Dokumentarfilm | "20 Feet from Stardom" | (Regie: Morgan Neville, Gil Friesen und Caitrin Rogers) |
Dokumentar-Kurzfilm | "The Lady in Number 6: Music Saved My Life" | (Regie: Malcolm Clarke und Nicholas Reed) |
Make-up/Frisur | Adruitha Lee und Robin Mathews | ("Dallas Buyers Club") |
Kostümdesign | Catherine Martin | ("Der grosse Gatsby") |
Kurzfilm | "Helium" | (Regie: Anders Walter und Kim Magnusson) |