Kultur/Oscar

Fünf Césars für Hanekes "Amour"

Erschöpft, aber gut gelaunt ist der österreichische Starregisseur Michael Haneke am Freitagabend in Los Angeles angekommen. Die Gratulationen zu den fünf Césars für "Amour" (Liebe), die während seines Fluges in Paris vergeben wurden, nahm Haneke unmittelbar vor einem Empfang der Academy of Motion Picture Arts & Sciences gerne entgegen. Für die Geschichte über die Liebe eines alten Paares, das mit dem Tod konfrontiert ist, erhielt er den französischen Filmpreis. Haneke wurden zudem für die "beste Regie" und das "beste Original-Drehbuch" ausgezeichnet.

Der Oscar-Verleihung am Sonntag sieht er gelassen entgegen. "Man muss der Sache entspannt entgegensehen", sagte er vor Journalisten. "Wenn man herkommt, erwartet sich jeder, der nominiert ist, einen Oscar", wollte Haneke aber seine Erwartungshaltung nicht schmälern. "Ob man ihn auch kriegt, ist eine andere Frage. Das werden wir sehen, lassen wir uns überraschen." Als "Krönung" will er einen möglichen Oscar jedoch nicht verstanden wissen: "Das sind immer große Worte. Natürlich wäre es schön und würde mich sehr freuen." Was am Sonntag geschehe, könne er aber ohnehin nicht mehr beeinflussen.

Viel nervöser macht Haneke die Opernpremiere von "Cosi fan tutte" in Madrid, der er am Samstag nicht beiwohnen kann. "Denn dort kann was schieflaufen - hier kann ich nur warten, was passiert." Die Generalprobe sei zumindest gut gelaufen, das mache ihn zuversichtlich. Bis zur Premiere werde er aber noch etwas zittern. "Man arbeitet ja dafür, dass man Anerkennung kriegt", sagte der Regisseur. Und Preise würden eben dazu beitragen, dass die eigene Arbeit verstärkt wahrgenommen werde.

Zu den anderen Nominierten in der Kategorie der besten nicht-englischsprachigen Filme wollte Haneke nichts sagen, da er diese nicht gesehen hat. Für seine Hauptdarstellerin Emmanuelle Riva würde ihn eine Auszeichnung am Sonntag dafür ganz besonders freuen. "Sie hat ja am Tag der Verleihung ihren 86. Geburtstag - und das wäre das schönste Geschenk, das man ihr machen kann." Haneke selbst macht sich indes keinen Stress bis zur Gala: "Ich werde mich nach Möglichkeit ausschlafen."

Césars

Das von Deutschland koproduzierte Werk des österreichischen Regisseurs geht am Sonntag in Los Angeles mit fünf Nominierungen ins Rennen um die Oscars, die begehrtesten Filmpreise der Welt. Das Drama eines alten Ehepaars, dessen Liebe durch Krankheit und Alter auf die Probe gestellt wird, hatte bereits zuvor zahlreiche Preise eingeheimst, darunter im Sommer in Cannes die begehrte Goldene Palme.

Den Cesar für den besten ausländischen Film erhielt der Politthriller "Argo" von und mit Ben Affleck. Die bitter-süße Komödie "Camille redouble" (etwa: Camille bleibt sitzen) der französischen Regisseurin und Hauptdarstellerin Noemie Lvovsky ging dagegen leer aus. Sie spielt in dem Film eine Frau um die 40, die ihre Teenager-Jahre wiedererlebt. Mit insgesamt 13 Nominierungen hatte "Camille redouble" als Favorit bei den diesjährigen Preisverleihungen gegolten.

Emmanuelle Riva, die am Sonntag 86 Jahre alt wird, wurde "als beste Darstellerin" geehrt, der 82-jährige Jean-Louis Trintignant erhielt den Preis des besten Darstellers. Insgesamt war "Amour" für zehn Cesars nominiert gewesen.

Michael Haneke im Porträt

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