Oscar-Gewinner Waltz stellte sich überwältigt der Weltpresse
Nur wenige Minuten nach dem Oscar-Gewinn für seine Rolle in "Django Unchained" stellte sich ein überwältigter Christoph Waltz hinter den Kulissen der Academy Awards den Fragen der internationalen Journalisten. Wie er sich fühle, konnte er so kurz nach seinem Bühnenauftritt wahrlich schwer beantworten. "Raten Sie mal", so Waltz. "Das ist jetzt, glaube ich, gerade mal fünf Minuten her, oder sieben. Ich war auf einer Liste mit den großartigsten Schauspielern, die es gibt: Robert De Niro, Alan Arkin, Tommy Lee Jones und Philip Seymour Hoffman. Was glauben Sie, wie sich jemand fühlt, wenn plötzlich sein Name in diesem Kontext genannt wird. Ich kann es Ihnen nicht sagen, tut mir leid.."
Eine Dankesrede habe er für den Fall der Fälle zwar vorbereitet gehabt. Die Nominierung selbst sei aber bereits Ehrung genug gewesen. "Die Tatsache allein, einer von ihnen sein zu dürfen, bedeutet bereits die Welt für mich", so der gebürtige Wiener über seine Mit-Nominierten. "Robert De Niro und Alan Arkin sind Vorbilder für mich, seit ich in diesem Beruf angefangen habe." Mit ihnen in einer Kategorie des "Besten Nebendarstellers" versammelt zu sein, sei auch das Besondere an dieser zweiten Nominierung gewesen. Bereits 2010 hatte Waltz für eine Rolle in einem Tarantino-Film, "Inglourious Basterds", einen Oscar erhalten.
Nach dem zweiten Gewinn sei er immer noch im Schock, "das ist der Grund, warum meine Antworten nicht zusammenhängend sind, aber das ist mir egal". Dennoch lehnte er die Bitte eines Journalisten ab, auf Deutsch zu antworten, und konnte wenig damit anfangen, als europäischer Schauspieler für eine Rolle im größten Western-Kassenschlager der Filmgeschichte ausgezeichnet worden zu sein. "Ich bin nur ein Schauspieler, kein Buchhalter", meinte Waltz. "Ich liebe diesen Film nicht dafür, dass er der mit den höchsten Einspielzahlen ist. Ich liebe diesen Film weil er ein fabelhaftes, aufregendes Stück Entertainment mit einer wirklich tiefen Botschaft ist."
Im Kino: "Django Unchained"
Die ersten Reaktionen auf die Oscars von Michael Haneke und Christoph Waltz fielen in der Österreichischen Residenz in Los Angeles euphorisch aus. Kulturministerin Claudia Schmied sah allein die insgesamt sechs Nominierungen für "Amour" und Christoph Waltz als eine "herausragende Leistung unter den Weltbesten" und als "Beweis, dass Qualität sich durchsetzt". Und für den Direktor des Österreichischen Filminstituts (ÖFI), Roland Teichmann, sind die Auszeichnungen "ein Wahnsinn".
Am Rande der Oscar-Party der Generalkonsulin Karin Proidl betonte Schmied gegenüber der APA, dass sie froh sei, in Los Angeles zu sein. "Das hier vor Ort zu erleben, diese Stimmung, das ist schon etwas ganz Besonderes. Zwei Oscars, wenn Sie es mich patriotisch formulieren lassen, für Österreich - das tut unserem kleinen Land gut. Das ist sehr wichtig für das Selbstvertrauen. Ich wünsche mir, dass diese Erfolge auch zurückwirken auf Österreich."
Teichmann wiederum hielt die Hoffnungen auf weitere Oscars für Haneke durchaus für berechtigt: "Aber man muss auch am Boden bleiben. Den Auslandsoscar zu gewinnen, das ist einfach großartig und beileibe nicht selbstverständlich." Die Diskussionen über die nationale Zugehörigkeit von "Amour" sind für ihn dagegen nicht zielführend. "Es haben alle das gegeben, was geht, insofern ist es im besten Sinn ein europäischer Film von einem österreichischen Regisseur und Autor."
Freude
Glückwünsche in den frühen Morgenstunden kamen auch von Bundeskanzler Werner Faymann: "Ich gratuliere den beiden für ihre Leistungen, die ihnen verdienterweise die begehrten Filmpreise eingebracht haben. Ich wünsche Christoph Waltz und Michael Haneke, dass sie auch bei ihren kommenden Projekten und Rollen mit so viel Freude und Kraft an der Arbeit sein können, wie sie es offenkundig bei den nun prämierten Filmen waren."