Kultur

Orpheus und Django, verschüttet unter Comedy

Am Montag hatte die dritte Produktion des Regiewettbewerbs "Young Directors Project" im "republic" Premiere: Die englische Theatergruppe "Little Bulb Theatre" zeigte "Orpheus" – und zwar als Parodie auf Stummfilm, auf Varieté und auf englische Music-Hall-Revues.

Der Clou dabei: Orpheus ist der Gitarrenvirtuose Django Reinhardt, in Eurydike kann man Edith Piaf erkennen, wenn man sich Mühe gibt. Die berühmte griechische Sage wird als komische Jazz-Oper erzählt – was eine vielversprechende Idee ist.

Bei der Premiere funktioniert die 90 Minuten kurze Inszenierung von Alexander Scott (der selbst auch Klarinette spielt) recht gut, das Publikum lässt sich immer wieder von der Musik mitreißen. Dennoch wagt der Rezensent einige Einwände.

1) Wenn man als Stoff eine der hinreißendsten Liebesgeschichten der Mythenwelt zur Verfügung hat – Liebe und Kunst besiegen (beinahe!) den Tod –, dann sollte man der Kraft dieser Geschichte vertrauen. Und sie nicht zur Gänze mit grimassierender Comedy zuschütten. So lustig dieser Abend stellenweise war – er berührte nicht im geringsten.

2) Wenn man seine Hauptfigur mit Django Reinhardt identifiziert, dann sollte man mehr zu bieten haben als einen pomadierten Schönling, der recht gut Gitarre spielt. Reinhardt – der trotz verstümmelter Greifhand einer der größten Gitarrenvirtuosen war – hatte eine packende, tragische Lebensgeschichte. Nichts davon kam auf der Bühne vor.

3) Auch die besten Gags nutzen sich ab, wenn man sie hemmungslos übertreibt und bis zur Bewusstlosigkeit wiederholt.

KURIER-Wertung: