Kultur

ORF: Streit um die Technik

Michael Götzhaber will sich im September wieder als ORF-Direktor bewerben und hält nichts von der Abschaffung der Technischen Direktion im ORF. Zugleich plädiert der derzeitige Technische Direktor des öffentlich-rechtlichen Senders im KURIER-Interview für die Wiederbestellung von ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz.

"Ich glaube, dass ich für dieses Unternehmen gute Arbeit leiste. Ich möchte Technischer Direktor in Wien bleiben, nicht Landesdirektor in Kärnten", wies er gleich Spekulationen über Ambitionen auf einen Wechsel in sein Heimatbundesland zurück. "Wir haben in den letzten Jahren sehr viele und für die Zukunft wichtige strategische Entscheidungen getroffen und befinden uns mitten in der Umsetzungsphase. Optimal wäre es nun, dieses Team im Sinne des ORF weiterarbeiten zu lassen und die begonnenen Veränderungsprozesse von innen heraus weiterzuführen. Warum sollte man jemanden austauschen, wenn die Arbeit gut ist", meinte Götzhaber.

Gegen Grasl

Im ORF-Duell zwischen dem von der SPÖ unterstützten amtierenden ORF-Chef Wrabetz und dem von der ÖVP favorisierten Finanzdirektor Richard Grasl sieht sich Götzhaber denn auch klar auf der Seite von Wrabetz: "Die Frage, in welchem Team ich mich sehe, stellt sich mir nicht, da in meiner Lebenseinstellung Loyalität einen besonderen Platz einnimmt."

Von einer Abschaffung der Technischen Direktion und einer Eingliederung der Technik in die Generaldirektion, wie dies von Grasl überlegt wird, hält Götzhaber wenig. "Je mehr ein Konzern von der Technik und wesentliche Teile der Geschäftstätigkeit von der korrekten Funktion technischer Einrichtungen abhängig sind, umso höherrangig muss das technische Management in der Hierarchie verankert sein", so der Technische Direktor.

Verwunderung

Verwundert zeigte sich Götzhaber auch über Grasls Ansage, in seinem Konzept für die Wahl zum Generaldirektor eine eigene Direktion für "Digital und Online" vorzusehen: "Die ORF Direktion für Technik, Online und neue Medien ist seit fünf Jahren mit großem Erfolg in diesen Bereichen tätig. Eine Trennung dieser Bereiche schafft bloß neue Schnittstellen und Doppelgleisigkeiten und zeugt nicht von einem modernen Verständnis, wie elektronische Medien funktionieren."

Neben der Generaldirektion sind laut ORF-Gesetz vier weitere Fachbereichsdirektionen in der Geschäftsführung des Senders vorgesehen. Derzeit sind das die Fernsehdirektion, die Radiodirektion, die Kaufmännische Direktion sowie die Technische Direktion. "Ich möchte die Direktionen künftig stärker in Richtung Kunden und Produkte und weniger in Richtung interne Verwaltung aufstellen", sagte Grasl zuletzt gegenüber der APA. Sein Konzept sieht Direktionen für TV-Programm, TV-Information, Radio sowie den Bereich Digital/Online vor. Die bisherigen Direktionen für Finanzen und Technik könnten in die Generaldirektion eingegliedert oder anderweitig zugeordnet werden: "Dazu führe ich noch Gespräche", sagte Grasl. Wichtig sei ihm jedenfalls, dass es weiterhin eine eigene Radiodirektion gibt.